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KUPFERSTICHKABINETTPiranesis Rom-Veduten: Vorläufer der Postkarte

Eine Ausstellung für Daheimgebliebene. Jahrhundertelang haben die Veduten von Rom das Fernweh der gebildeten Europäer angefeuert.

Eine Ausstellung für Daheimgebliebene. Jahrhundertelang haben die Veduten von Rom das Fernweh der gebildeten Europäer angefeuert. Der venezianische Barockkünstler, Architekt und Archäologe Giovanni Battista Piranesi schuf sie in den Jahren seit 1748. Am Ende war das Werk auf 135 Radierungen angewachsen. Viele Reiseführer wurden mit ihnen illustriert. Das Spektrum reicht von den antiken Monumenten wie Kolosseum, Pantheon oder Forum Romanum bis zu den erst zu Piranesis Lebzeiten fertig gestellten Barockbauten.

Doch auf die Bilder verlassen konnte man sich schon damals nicht: Piranesi war vor allem Künstler, nicht Dokumentarist. Und als Künstler interessierten ihn Fragen wie Perspektive oder Raumwirkung mehr als die exakte Wiedergabe der Monumente. So riss er im Bild Mauern ein, um dem Betrachter einen freien Blick zu gewähren, oder verlängerte Bogenstellungen im Interesse einer dramatischen Tiefenwirkung weit über die Realität hinaus. Kein Wunder, dass Piranesis Rom-Veduten an Komplexität und Kunstfertigkeit seinen Architekturfantasien gleichgestellt werden. Fast noch interessanter jedoch sind die genrehaften Alltagsszenen im Bildvordergrund, mit denen Piranesi Tiefenwirkung erzielt. Anhand von vorbereitenden Radierungen und Zeichnungen kann man in der Ausstellung die Bildwerdung verfolgen – und entdeckt ein lebendigeres, lockereres Rom, als die klassischen Veduten schließlich wiedergeben. Wer es noch natürlicher haben will, für den gibt es nur eins: Den Flieger in die Heilige Stadt besteigen. Mit dem Katalog im Handgepäck. Christina Tilmann

Kupferstichkabinett, Fr 3.8. bis So 8.11.,

Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr, 8 €, erm. 4 €

Christina Tilmann

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