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Reri Grist blickt auf eine lange Karriere als Koloratursopranistin zurück.

© Thomas Müller

Legendäre Sopranistin: Reri Grist erhält Opus Klassik für ihr Lebenswerk

Sie konnte das Publikum um den Finger wickeln: Bei der "Opus Klassik"-Gala wird die afroamerikanische Sopranistin Reri Grist einen Ehrenpreis erhalten.

Sie gehört zu den ersten afroamerikanischen Opernsängerinnen, denen es gelang, eine internationale Karriere zu machen. Reri Grist, die mittlerweile 89 Jahre alt ist und mit ihrem deutschen Ehemann Ulf Thomson in Hamburg lebt, erhält jetzt den „Opus Klassik“ für ihr Lebenswerk. Die Auszeichnung wird der Sopranistin am 10. Oktober bei einer Gala im Berliner Konzerthaus überreicht, die das ZDF ab 22.15 Uhr ausstrahlt und an der auch Klassikstars wie Daniel Hope, Fatma Said, Sonya Yoncheva oder Daniil Trifonov teilnehmen (Tickets über www.konzerthaus.de).

Schon als Kind trat die in Spanish Harlem geborene New Yorkerin am Broadway auf, nach ihrem Studium am Queens College konnte sie Leonard Bernstein 1957 bei der Uraufführung der „West Side Story“ in der Rolle der Consuelo so sehr begeistern, dass er sie zum New York Philharmonic Orchestra einlud, um das Solo in Gustav Mahlers vierter Sinfonie zu singen. 1960 debütierte sie in Europa, wurde bald darauf – als erste Schwarze Sängerin überhaupt – Ensemblemitglied an der Oper Köln, später dann in Zürich.

1964 begeisterte Reri Grist bei den Salzburger Festspielen als Zerbinetta in der legendären Günther-Rennert-Produktion von Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“. Koloraturpartien wurden ihre Spezialität: Adele in der „Fledermaus“, Blondchen in Mozarts „Entführung aus dem Serail“, Rosina in Rossinis „Barbier von Sevilla“, Gilda in „Rigoletto“.

Wer sie erlebt hat, behält ihren Charme in Erinnerung

Regelmäßig war sie an der Wiener Staatsoper und am Nationaltheater München zu erleben, in Berlin gastierte sie ab 1972, an der Deutschen Oper unter anderem als „Così fan tutte“-Despina. Kurz vor ihrem Rückzug von der Bühne war sei dann auch an der Lindenoper zu erleben, 1992 in Paul Dessaus „Lukullus“.

Seit fast 30 Jahren ist Reri Grist nur noch Privatperson, aber jene, die sie einst live erlebt haben, erinnern sich an eine Sängerinnenpersönlichkeit von hinreißendem Charme, zierlich in der Erscheinung, aber umso energischer, wenn es darum ging, ihre männlichen Mitspieler librettogerecht in die Schranken zu weisen. Für die Tonkonserve eignete sich ihre silbrige Koloraturstimme dagegen leider weniger, schreibt Jens Malte Fischer in seinem Standardwerk „Große Stimmen“, so dass Mitschnitte Reri Grists Kunst nie angemessen einzufangen vermochten.

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