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Kultur: Leidenschaft heißt meine Antriebskraft Was die neue Intendantin der Deutschen Oper plant

Ob es Kirsten Harms ein wenig mulmig geworden ist, als sie die Parlamentarier da sitzen sah, braun gebrannt, erholt und kampfeslustig, wie sie sich zu Beginn der Sitzung gleich mächtig beharkten? Der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatte die neue Intendantin der Deutschen Oper am Montagmorgen zum Vorstellungsgespräch eingeladen.

Ob es Kirsten Harms ein wenig mulmig geworden ist, als sie die Parlamentarier da sitzen sah, braun gebrannt, erholt und kampfeslustig, wie sie sich zu Beginn der Sitzung gleich mächtig beharkten? Der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatte die neue Intendantin der Deutschen Oper am Montagmorgen zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Oder vielleicht doch vorgeladen? Frau Harms – weiße Bluse, weißer Rock mit Rosenmuster – präsentierte sich dann allerdings so souverän, dass die Damen und Herren hinterher keine Fragen mehr hatten (und sich lieber Kultursenator Flierl zuwandten, um ihn kräftig wegen der schleppenden Umsetzung des Opernstiftungsgesetzes zu zausen).

Dabei könnte Kirsten Harms’ Definition der hauptstädtischen Musiktheatertrias durchaus zu Widerspruch herausfordern. Während sich die Komische Oper mit Produktionen wie Bieitos „Entführung aus dem Serail“ gewaltsam als Experimentierstätte für Regietheater profiliere, sei die Staatsoper ja schon immer stark auf Touristen ausgerichtet gewesen. Deren Lebensrealität würde durch Riesenhandys auf der Bühne wie in Doris Dörries „Turandot“ dann auch adäquat widergespiegelt. An der Deutschen Oper, die von einem Kennerpublikum besucht werde, seien solch Konglomerate modernistischer Ideen wie in den Inszenierungen der Filmregisseurin dagegen fehl am Platze. Das Musiktheater in der Bismarckstraße ist kein Platz für Events, findet Harms, sondern ein Ort, an dem ernsthafte Menschen mit Leidenschaft nachvollziehbar Geschichten erzählen sollten. Und genau mit diesem Credo beabsichtigt sich die Intendantin im Dreiklang der Opernstiftung zu profilieren. Rums, das sitzt! Die Frau hat Mut.

Und rhetorisches Geschick: An den Beginn ihrer tour d’horizon stellte sie ein Erlebnis aus Paris: Als sie dort jüngst eine Premiere besuchte, habe sich die Konversation auf der anschließenden Feier vor allem um Berlin gedreht, um die faszinierende Vielfalt der Spielpläne, die in der deutschen Hauptstadt angeboten werden, um die künstlerischen Risiken, die man hier jenseits des Starrummels eingehen kann, um die Offenheit des Publikums. Die Welt, so Harms Botschaft, beneidet Berlin um seine Opernhäuser!

Was einen Nachfolger für Generalmusikdirektor Christina Thielemann betrifft sei sie bereits zusammen mit dem Orchestervorstand im Gespräch mit verschiedenen Kandidaten. Um die Sparvorgaben des Senats erfüllen zu können, sieht sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder Synergien, die man sich vor allem von der Zusammenlegung der Werkstätten erhofft, oder höhere Verkaufserlöse. Um 20 bis 25 Prozent müssten die Einnahmen steigen, sekundierte ihr Georg Vierthaler, der Interimschef der Opernstiftung. Da kann man nur hoffen, dass Kirsten Harms in den nächsten sieben Jahren mit ihren Wiederentdeckungen der Oper des frühen 20. Jahrhunderts und ihren Inszenierungen dieser vergessenen Schätze so erfolgreich sein wird wie als Opernchefin in Kiel. Ihre Premierenideen bis 2011 hat sie bereits beim Stiftungsvorstand eingereicht.

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