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Kultur: Lempertz: Unsanfte Landung für einen Versuchsballon

Das Kölner Kunsthaus Lempertz hat am Donnerstag seine für den 23. September vorgesehene Sonderauktion zum Thema Bildjournalismus wegen Fragen der Eigentumsverhältnisse abgesagt.

Das Kölner Kunsthaus Lempertz hat am Donnerstag seine für den 23. September vorgesehene Sonderauktion zum Thema Bildjournalismus wegen Fragen der Eigentumsverhältnisse abgesagt. Der unstrittige Teil der Auktion, Bilder von Magnum-Fotografen, werde in die Hauptaktion am 4. November übernommen, hieß es. Der restliche Teil soll zurückgestellt werden, "um alle Chancen und Rechte der Fotografen zu wahren". Lempertz werde die von zahlreichen Fotografen reklamierten Aufnahmen beim Amtsgericht hinterlegen, hieß es, um die Frage der Eigentumsverhältnisse dort klären zu lassen.

Mehrere Fotografen hatten darauf gedrängt, die Auktion bis zur Klärung der Eigentumsrechte zu verschieben. Dem habe auch der Einlieferer der Aufnahmen zugestimmt, so Lempertz. "Letztendlich wirft der Fall Fragen über den Umgang mit Fotografien in den Bildarchiven der Zeitungen und Magazine auf", erklärte sich das Auktionshaus durchaus selbstkritisch, nachdem es einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Auch wenn es den Namen des Einlieferers nicht offiziell nennen wollte, so handelt es sich beim Löwenanteil der 169 Pressefotos mit größter Wahrscheinlichkeit um Stücke aus dem aufgelösten Archiv der Deutschen Zeitung, die 1980 im Rheinischen Merkur aufgangen war.

Die Fotografen selbst hatten mit größter Verärgerung auf den Vorgang reagiert: "Hier wird unser geistiges und materielles Eigentum verscherbelt", äußerte sich etwa Karsten de Riese. Stefan Moses, von dem allein 27 Silbergelatineabzüge angeboten werden, fürchtet sogar, dass sich das "Unrechtsbewusstsein verschiebt". Angeboten werden Schwarzweißfotos von so renommierten Fotografen wie Stefan Moses, Barbara Klemm und Isolde Ohlbaum. Die Auktion stellt in Deutschland einen einmaligen Vorgang dar, denn nie zuvor wurde eine Versteigerung ausschließlich mit Pressematerial bestückt. Sie gilt als eine Art Versuchsballon, der dem Auktionshaus eine unsanfte Landung noch vor dem ersten Hammerschlag bescherte. Zu den Fotografen, die ursprünglich das attraktive Angebot darstellten, gehörten auch Henri Cartier-Bresson, Chargesheimer und Robert Lebeck. Fast alle Bilder stammen aus den sechziger und siebziger Jahren; eine Ausnahme bildet etwa die Aufnahme Heinrich Hoffmanns von 1941, die "Soldaten des deutschen Afrikacorps bei einem Angriff auf die Wüste" zeigt und auf 200 Mark geschätzt wurde; die Taxen für Hilmar Pabels "Trümmerfotos" von 1945 lagen schon bei über 1000 Mark.

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