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Kultur: Liebestagebuch

Monolog nach Willemsen: „Valerie“ mit Franka Potente

Als der Mann, den sie liebt, nach einer Infektion ins Koma fällt, gibt Valerie Job und Wohnsitz in Los Angeles auf und zieht ganz in die gemeinsame Berliner Wohnung. Bevor sie ein letztes Mal nach Kalifornien fliegt, zeichnet sie eine Videobotschaft auf, für den Fall, dass ihr Lebensgefährte in ihrer Abwesenheit erwacht. Doch als sie erst einmal begonnen hat, via Kamera zu kommunizieren, kann sie nicht mehr aufhören. Sie lässt die Schlüsselmomente ihrer Beziehung Revue passieren, erzählt von ihren Männergeschichten und philosophiert über das Wesen der Liebe.

Die beiden Wohnsitze hat Valerie mit ihrer Darstellerin und dem Regisseur gemein: Auch Franka Potente und Josef Rusnak sind Grenzgänger zwischen Berlin und Hollywood. Das Script stammt von Roger Willemsen und basiert offiziell auf seinem Roman „Kleine Lichter“. Tatsächlich existierte zuerst das Drehbuch, das Willemsen 2005 zum Roman umarbeitete, als die Realisierung des Films in die Ferne rückte. Jetzt ist „Valerie“ doch noch entstanden und schließt eine Trilogie von Monologfilmen ab, die der Produzent Hubertus Meyer-Burkhardt vor rund zehn Jahren begann. Die ersten Teile, „Mein letzter Film“ (mit Hannelore Elsner) und „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ (mit Ben Becker), beide von Oliver Hirschbiegel realisiert, fesseln durch die Präsenz der Darsteller und eine Inszenierung, die ihre Spannung aus der Beschränkung bezieht.

Doch weder Potente noch Rusnak haben das Talent zum Kammerspiel, das Hirschbiegels Filme auszeichnet. Dafür wird das visuelle und dramaturgische Konzept, das nach radikaler Reduktion verlangt, aufgebrochen. Anstatt das Geschehen auf Valeries Video oder den Schauplatz auf die Berliner Dachwohnung zu beschränken, spielt Rusnak mit Musik und Farbeffekten, führt überflüssige Nebenfiguren ein und ergötzt sich an Bildern von Sonnenuntergängen in L.A. Diese gefälligen Auflockerungen bilden zwar eine willkommene Abwechslung vom Anblick Franka Potentes, der es selten gelingt, Willemsens bisweilen preziöse Prosa zum Leben zu erwecken. Doch der Film untergräbt damit sein eigenes Konzept und besiegelt so sein Scheitern.David Assmann

Kulturbrauerei, Moviemento

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