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Schlag den Klempner. Robert De Niro als Giovanni Manzoni, Mafiaboss außer Dienst. Foto: Universum Film

© dpa

Kultur: Liebet eure Hunde

US-Mafiosi in der Normandie: Luc Bessons schriller Thriller „Malavita“.

Ein Film von Luc Besson mit Robert De Niro in der Hauptrolle – vor einigen Jahren hätte diese Konstellation das Herz jedes Gangsterfilmliebhabers höher schlagen lassen. Besson hat mit „Nikita“ und „Léon – der Profi“ zwei aufregende Auftragskiller auf sein Publikum losgelassen, De Niro hat Vito Corleone und Al Capone gespielt und war der unangefochtene Don des Mafiafilms. Doch dann nahmen beider Karrieren erstaunliche Wendungen: Während sich der Franzose auf mäßig originelle Kinderfilme spezialisiert, geht der New Yorker seiner Vorliebe für überwiegend uninteressante Hollywoodkomödien nach. Die Erwartungen an ihr Zusammentreffen sind also gesunken, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Sie wird das letzte Opfer dieses an Toten nicht gerade armen Films.

„Malavita“ erzählt, nach dem gleichnamigen Roman von Tonino Benacquista, die Geschichte der Familie Manzoni aus Brooklyn, deren Patriarch Giovanni (De Niro) gegen andere Mafiosi ausgesagt hat. Der Zeugenschutz des FBI siedelt Giovanni, seine Frau Maggie (Michelle Pfeiffer) und ihre Kinder Belle (Dianna Agron) und Warren (John D'Leo) in ein normannisches Dorf um – mit der einzigen Vorgabe, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Doch derlei ist nicht Sache der Manzonis, die selbst harmlosen kulturellen Differenzen mit maßloser Gewalt begegnen. Wenn also Dorfbewohner im Supermarkt über die zugezogenen Yankees tuscheln, sprengt Maggie kurzerhand den ganzen Laden in die Luft.

Technisch ist „Malavita“ solide gemacht, mit einem effektvollen Musikeinsatz hier, einer eleganten Montage da – in einem Mafiafilm sind solche Momente allerdings kaum zu vermeiden. Dass Giovanni alles, was er sagen will, mit dem Wort „Fuck“ ausdrücken kann, wäre ein hübscher Einfall, wenn er nicht schon viel besser in Mike Newells großartigem Mafiafilm „Donnie Brasco“ aufgetaucht wäre; dort verwenden die Mobster die Phrase „forget about it“ – was in der Synchronfassung aus unerfindlichen Gründen „Mann, piss die Wand an“ heißt.

„Malavita“ funktioniert nicht, weder als Mafiafilm noch als Komödie. Das liegt daran, dass Besson wohl der Einzige sein dürfte, der seine Protagonisten mag. Noch dem Schäferhund der Manzonis wird mit mehr Empathie begegnet als jeder Figur außerhalb der Familie. Sicher, schwarze Komödien fordern Begriffe wie Menschenwürde und Barmherzigkeit stets heftig heraus – nur braucht es dafür einen erzählerischen Rahmen, in dem die schrecklichen Dinge auch lustig werden. Nicht so hier: Wer es nicht an sich schon unwiderstehlich komisch findet, wenn ein Klempner, der zwei Termine hat sausen lassen und verspätet zum dritten erscheint, mit Baseballschläger und Hammer seine Beine zertrümmert bekommt, der wird in „Malavita“ nicht eben viel zu lachen haben.

In 17 Berliner Kinos; OV im Rollberg

und im Cinestar SonyCenter

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