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Frankfurt: Buchmesse geht mit Rekordansturm zu Ende

Mit einem absoluten Besucherrekord ist am Sonntag die 60. Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen. Als besonderer neuer Trend zeichnete sich in diesem Jahr der Bereich Fantasy ab.

Über die fünf Messe-Tage seien 299.112 Besucher gezählt worden - so viele wie noch nie, seit die Dauer der Messe im Jahr 2004 von sechs auf fünf Tage verkürzt worden sei, sagte der Pressesprecher der Buchmesse, Thomas Minkus, am Sonntagabend in Frankfurt. Das entspreche einer Steigerung von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Am Samstag verzeichnete die weltgrößte Bücherschau mit über 78.000 Besuchern den stärksten Andrang in ihrer 60-jährigen Geschichte. Am Sonntag kamen 63.000 Menschen und lauschten unter anderen der irischen Bestseller-Autorin Cecilia Ahern und der Berliner Kult-Schriftstellerin Martina Brandl. Am Vortag hatte der Gangsta- Rapper Bushido seinen zumeist weiblichen Fans seine Biografie vorgestellt. Auf einem deutsch-türkischen Fest berichtete Fußball- Bundestrainer Joachim Löw über seine positiven Erfahrungen als Coach in der Türkei, dem Ehrengast der Bücherschau.

Gute Stimmung, spannender Gast

Die Organisatoren des Gastlandauftrittes zogen eine positive Bilanz. Viele türkische Schriftsteller hätten das Forum genutzt, sich international ins Gespräch zu bringen. Amnesty international (ai) sah in der Präsentation einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie in der Türkei. Trotz weiterhin eingeschränkter Meinungsfreiheit hätten die teils hitzigen Debatten auf der Messe dazu beigetragen, Tabus zu brechen, sagte die ai-Türkeiexpertin Amke Dietert. Nach Angaben des Buchmessen-Sprechers Minkus schlägt sich der Erfolg auch in den Verkaufszahlen nieder: "Literatur aus der Türkei ist eine Literatur, die sich in Deutschland etabliert."

Die Stimmung auf der Messe wurde insgesamt als gut beschrieben. Die Finanzkrise habe sich noch nicht auf den Lizenz- und Rechtehandel ausgewirkt, sagte Minkus. Im "Literary Agents & Scouts Centre" wurden mit 510 Literaturagenten acht Prozent mehr gezählt als im Vorjahr. Als ein Trend gilt derzeit Fantasy-Literatur im Stil der amerikanischen Bestseller-Autorin Stephenie Meyer. Im Sachbuch sind nach Angaben von Minkus Übernatürliches und Parapsychologie im Kommen.

Mehr Diebstähle als in den Vorjahren

Zahlreiche deutsche Verlage gehen jedoch davon aus, dass sich die Buchbranche der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht entziehen kann. Die Folgen seien noch nicht abzusehen. "Ich hoffe, dass sich das noch nicht auf das Weihnachtsgeschäft niederschlägt", sagte Eichborn-Vorstand Stephan Gallenkamp. Daneben beklagten sich die Verlage über die Zunahme von Diebstählen. "Das ist vielleicht die einzige sichtbare Auswirkung der Finanzkrise", sagte Ruth Geiger, Sprecherin des Diogenes Verlages.

Am Wochenende zeigte sich auf der Buchmesse nochmals Nobelpreisträger Günter Grass, der neben Siegfried Lenz, dem türkischen Nobelpreisträger Orhan Pamuk und dem brasilianischen Bestseller-Autor Paulo Coelho zu den prominentesten Autoren auf der Messe gehörte. Genauso großes Interesse fand Rapper Bushido, der sich mit seinem Bestseller-Buch selbstbewusst präsentierte. "Ich bin der coolste Buchautor, den es zur Zeit in Deutschland gibt, und ich bringe Leute zum Lesen, die das sonst nicht machen."

Freude bei den Comiczeichnern

Am Samstag tummelten sich auf der Buchmesse Hunderte von Kindern und Jugendlichen in schrillen Kostümen, die um die Auszeichnung "Deutschlands bester Cosplayer" wetteiferten. Beim Cosplay versuchen Anhänger der auch in Deutschland immer populäreren japanischen Manga-Comics und Anime-Filme, ihre Lieblingsfiguren originalgetreu darzustellen.

Grund zur Freude hatten auch mehrere Comiczeichner, die bei der Vergabe des Publikumspreises "Sondermann" zum Zuge kamen. Für den besten nationalen Comic wurde Isabel Kreitz für ihr Buch "Die Sache mit Sorge" ausgezeichnet. Der Band erzählt von dem Journalisten Richard Sorge, der im Zweiten Weltkrieg in Japan für die Sowjetunion spioniert hat. In der Sparte Cartoon setzte sich erneut Ralph Ruthe durch mit seiner neuen Folge von "Shit happens". Er hatte bereits in den vergangenen drei Jahren die Auszeichnung gewonnen. (sba/dpa)

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