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Untergrund-Poet: Russischer Künstler Dmitri Prigow gestorben

Der Dichter Dmitri Prigow ist in Moskau im Alter von 66 Jahren gestorben. Er hat über 35.000 Gedichte geschrieben und gilt als wichtigster Vertreter des russischen Konzeptualismus.

Der russische Untergrund-Poet und Künstler Dmitri Prigow ist in Moskau im Alter von 66 Jahren gestorben. Die Leitfigur des russischen Konzeptualismus starb am Montag an den Folgen eines Herzinfarktes in einem Krankenhaus, wie Moskauer Medien berichten. Prigow, bekannt als Patriarch des literarischen Untergrunds in Moskau, hatte bereits seit 1956 Gedichte geschrieben und vor allem im Westen veröffentlicht. In seiner Heimat wurde der "erfahrene Dissident" der Sowjetära erst in den späten 1980er Jahren bekannt.

Die Zeitung "Kommersant" berichtete, von Prigows etwa 35.000 Gedichten sei bisher nur ein kleiner Teil veröffentlicht. "Er war ein erstaunlicher Mensch und ein erstaunlicher Künstler", schrieb das Blatt. Prigow galt als einer der wichtigsten Vertreter der Soz-Art in Russland, einer Mischung aus sozialistischem Realismus und Pop-Art. Der 1940 in Moskau geborene Prigow hatte am Stroganow- Institut der russischen Hauptstadt Bildhauerei studiert. Nach seiner Auseinandersetzung mit visueller und konkreter Poesie schrieb er eigene Gedichte, Dramen und Essays.

Hitler und Kakerlaken

Prigows Dauerthema war das Verhältnis von Macht und Kunst. Er setzte sich zuletzt auch kritisch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auseinander, er schrieb über Adolf Hitler, über sowjetische Parteichefs, Milizionäre - und Kakerlaken. Im Moskauer Untergrund der 1980er Jahre wurde Prigow mit seinen Übermalungen der Parteizeitung "Prawda" bekannt. Die freche Entfremdung von Sowjet- Symbolen trug Prigow die zwangsweise Einweisung in die Psychiatrie ein.

Das deutschsprachige Publikum kennt ihn von vielen Lesungen. Zu Prigows bekannten Werken gehören die im Wiener Folio-Verlag erschienenen Bände "Moskau-Japan und zurück" (Wien: Folio-Verlag, 2007) und "Lebt in Moskau!" (2003). Im Leipziger Reclam-Verlag erschien 1992 "Der Milizionär und die Anderen". Die Ifa-Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen hatte dem für seine grafischen Arbeiten, Installationen und Performances bekannten Künstler 1999 eine Ausstellung gewidmet. (mit dpa)

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