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Kultur: Lizenz zum Löten

Wenn Spießer zu sehr ballern: „Kiss and Kill“

Der neue Hollywood-Trend zur Action-Komödie für das etwas reifere Publikum setzt sich fort: Schickte „Date Night“ ein harmloses Ehepaar aus der Provinz durch den Sumpf der Kriminalität in New York, holt „Kiss and Kill“ nun die Action direkt in die spießige Vorstadt. Als Jen (Katherine Heigl) beim Urlaub an der Côte d'Azur den schmucken Spencer (Ashton Kutcher) kennenlernt, ahnt sie nicht, dass sie sich in einen CIA-Agenten mit Lizenz zum Töten verliebt. Hinter ihrem Rücken erledigt er in Nizza noch seinen letzten Auftrag und beschließt, das Agentenhandwerk an den Nagel zu hängen, um sich mit Jen in einer lauschigen Kleinstadt niederzulassen.

Nach drei Jahren aber holt ihn seine Vergangenheit in der amerikanischen Provinz ein, und Jen muss nicht nur erfahren, dass ihr liebevoller Ehemann ein ehemaliger Auftragsmörder ist, sondern auch, dass die freundlichen Nachbarn, die Spencer in den letzten Jahren diskret überwacht haben, ihn nun mortal entsorgen wollen. Aus der ohnehin nicht sehr originellen Ausgangsgeschichte entwickelt sich ein endloses Dauergefecht gegen die militanten Kopfgeldjäger, aufgemotzt nur durch Beziehungsdebatten, in denen das Paar seine neuen Eheperspektiven im Kugelhagel erörtert.

Das alles ist nur mäßig komisch. Die Dialoge sind ebenso lieblos entwickelt wie die Charaktere und die Zahl der zündenden Pointen steht in keinem Verhältnis zur Menge der verschossenen Munition. Dass sich die gut situierte Nachbarschaft im blankgeputzten Suburbia in ein Heer von geldgeilen Killermaschinen verwandelt, hat immerhin ein bisschen gesellschaftskritischen Charme. Aber spätestens seit „American Beauty“ macht man sich über den Dekadenzgehalt der US-Vorstädte keine Illusionen mehr.

Allzu konventionell ist auch die geschlechtsspezifische Rollenverteilung ausgefallen. Genau wie Cameron Diaz in „Knight and Day“ muss Katherine Heigl zum sinnlosen Geballer schrill herumkreischen und den Umgang an der Waffe erst mühsam erlernen. In „Beim ersten Mal“ war Heigl deutlich besser in Fahrt, und aus einem Milchgesicht wie Ashton Kutcher wird – auch wenn er noch so viel Zeit im Fitnessstudio verbringt und Bruce Willis die Frau ausgespannt hat – nie und nimmer ein Action-Star.

In 16 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar Sony-Center

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