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Kultur: Löwe für Italia Filmfest Venedig:

„Sacro GRA“ gewinnt.

Darauf hatten die Italiener gewartet: Mit dem Golden Löwen für „Sacro GRA“ geht der Hauptpreis des 70. Filmfests Venedig nach 15 Jahren wieder an einen italienischen Film. Gianfranco Rosis Reportage über den Stadtring von Rom ist nach Michael Moores „Fahrenheit 911“ der zweite Dokumentarfilm, der auf einem großen internationalen Festival den Sieg davonträgt. Höflicher Applaus in der Sala Grande, Buhs im Pressezentrum: Die Entscheidung der Jury unter Leitung von Bernardo Bertolucci wurde zwiespältig aufgenommen. Das konventionelle Werk des in New York lebenden Italieners, Jahrgang 1964, hatte während des Festivals wenig Zustimmung gefunden. Ein Rettungssanitäter, Prostituierte, Bewohner eines Sozialwohnbaus, Fischerleute, ein Neureicher, ein Botaniker, der die käferbefallenen Palmen am Autobahnrand erforscht: „Sacro GRA“ verschränkt Porträtszenen, ohne dass sich die Puzzleteile zum Gesamtbild fügen.

Bertolucci, ein patriotischer Jury-Präsident? Auch die Coppa Volpi für die beste Darstellerin – Elena Cotta im Palermo- Film „Via Castellana Bandiera“ – holte Italien. Judi Denchs überragendes Schauspiel als „Philomena“ wurde übergangen, Stephen Frears’ Film, Favorit beim Publikum wie bei der Kritik, gewann bloß den Drehbuchpreis. Die übrigen Auszeichnungen vergab die Jury an die kompromisslosesten der 20 Wettbewerbsfilme: Regie- und Darstellerpreis für Alexandros Avranas’ griechisches Familiendrama „Miss Violence“ mit Themis Panou, Großer Jury-Preis für Tsai Ming-Liangs „Stray Dogs“ aus Taiwan.

Auch Deutschland kann sich freuen: Der Spezialpreis ging an Philip Grönings viel diskutierte Studie über häusliche Gewalt, „Die Frau des Polizisten“, den einzigen Beitrag „made in Germany“. chp

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