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Kultur: Lust auf Leere

KUNST

„Tourist“ lautet der lakonische Titel einer Serie von Bildsequenzen, die Ulrike Feser aus dem fahrenden Auto heraus im Stadtraum von Los Angeles fotografierte ( BrotfabrikGalerie , bis 1. Mai, Mittwoch bis Sonntag, 16 bis 21 Uhr). Kaum ein Tourist würde wohl diese Ansichten knipsen, lapidar wirkende Schnappschüsse ohne Sehenswürdigkeiten: die aufgewirbelte Staubwolke eines davonfahrenden Autos, eine ganz normale Straßenkurve, Freeway-Ausfahrten, Palmen, eingeschwärzt durch die Sonnenblende.

Unwillkürlich stellt sich die Frage nach dem medial konstruierten Bild jener Megametropole, die mit Fiktionen und Mythen überfrachtet ist. Wo ist die Traumfabrik, die Strandromantik, das kalifornische Lebensgefühl? Feser setzt der aufreizenden Bilderfülle von Los Angeles Leerstellen ohne visuelle Sensationen entgegen, die durch ihren Purismus bestechen. Anstelle des touristischen Blickes thematisiert sie den funktionalisierten Blick in einer Stadt, in der das Leben überwiegend im Auto, im ständigen Transfer funktioniert. Der passive Blick aus dem Wageninneren verliert sich im Alltäglichen.

Petra Schröck

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