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Kultur: Lysistrata

Seit zwanzig Jahre haben Athen und Sparta nur einen Gedanken: sich gegenseitig in Schutt und Asche zu legen.Wer der selbstmörderischen Todessehnsucht nicht folgen mag, wer aufbegehrt und dem mörderischen Treiben Einhalt gebieten will, wird gnadenlos verfemt und verfolgt.

Seit zwanzig Jahre haben Athen und Sparta nur einen Gedanken: sich gegenseitig in Schutt und Asche zu legen.Wer der selbstmörderischen Todessehnsucht nicht folgen mag, wer aufbegehrt und dem mörderischen Treiben Einhalt gebieten will, wird gnadenlos verfemt und verfolgt.Wenn Aristophanes aus dieser düsteren Ausgangslage eine derbe Komödie schöpft, in der die Frauen sich den Männern verweigern und den Frieden durch Enthaltsamkeit erzwingen wollen, dann braucht er für seinen nicht ganz ernst gemeinten pazifistischen Traum doch wenigstens eines: Mut.Den haben die Nachwuchs-Regisseure Hannes Hameter und Marc Pommering leider nicht.Denn in ihrer mit Schauspiel-Studenten von der Ernst-Busch-Hochschule und mit Musical-Eleven der Hochschule der Künste ins bat-Studiotheater transferierten "Lysistrata" fallen ihnen zum Geschlechterkampf nur Kalauer ein.Die sich frech gebärdenden, in Wahrheit aber nur klamaukigen Schüttelreime von Marc Pommerings Textfassung benutzen Aristophanes Komödie als Steinbruch für billiges Amüsement.Mal wird ein bißchen Brecht und Reuter ("Ihr Nachgeborenen, schaut auf diese Stadt"), mal ein bißchen Marx ("Liebe ist Opium für´s Fußvolk") durch den Kakao gezogen, mal werden von der dreiköpfigen, am Bühnenhimmel im Notensalat herumrührenden Combo schräge Weill-Rhythmen und swingende Jazz-Fracetten zu musikalischen Brei vermengt.Es wird gesungen und getanzt, und einmal wird die von den Frauen besetzte Akropolis auch zum Striptease-Schuppen.Die von einer goebbelsartig herumpolternden Lysistrata (Sophia Ryssèl / Bildmitte) ideologisch getrimmte Frauenschar kommt im Trümmerfrauen-Outfit daher, bevor sie die Hüllen fallen läßt und den geilen Männerchor mit schwarzen Dessous um den Verstand bringt.Ja, die Männer sind Schweine, die wollen nur das eine.Und weil auch die Frauen dasselbe wollen, kommt die alberne, mit verballhornenden Gesängen ("Hundert Mann und ein Befehl") aufgemotzte Angelegenheit nach zwei Stunden zum glücklichen Happyend.Wo der Krieg zum Karneval und der Geschlechterkampf zum Zotenreigen wird, da sind alle Beteiligten im Bett am besten aufgehoben.Dann vögelt mal schön.

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