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Gefühlvoll. Michael Vajna und Daniel Stoyanov sind Malky.

©  Eighty Days

Malky veröffentlicht Debütalbum "Soon": Die Kunst des Klagens

Weltumarmungssoul aus Leipzig: das Duo Malky und sein zauberhaftes Debütalbum „Soon“.

Das Bejammern einer vergangenen Liebe hat in der Soulmusik eine lange Tradition. „Don’t Leave Me This Way“, bat einst Thelma Houston zu Disco-Beats. Und Dionne Warwick forderte einen Ex-Lover tränenzerknirscht auf: „Walk On By“. Jetzt aber suhlt sich ein Sänger mit Kopfstimme zu Streichern, Bläsern und entschleunigten Bassläufen im eigenen Elend, klagt über die Gefühllosigkeit seiner Angebeteten, über sein herausgeschnittenes Herz und seine wunden Knie, auf die er fallen möchte.

Sanft schunkelt die Ballade, zwischendurch erklingt immer wieder ein sirrendes Keyboardgeräusch, das an eine hochsausende Silvesterrakete erinnert. „Diamonds“ heißt der Song, der zu den erstaunlichsten Hervorbringungen dieses Pop-Sommers gehört und von dem Duo Malky aus Leipzig stammt. „Malky“ ist bulgarisch und heißt so viel wie „kleiner Junge“. Malky, das sind der Sänger Daniel Stoyanov und der Keyboarder und Produzent Michael Vajna. Ihr Debütalbum „Soon“, das an diesem Wochenende erschienen ist, klingt überraschend modern und welthaltig. Es ist eine kleine Sensation.

Daniel Stoyanov wurde in Bulgarien, Michael Vajna in Ungarn geboren. Kennengelernt haben sie sich in der Gegend von Mannheim, wo sie in verschiedenen Konstellationen Musik machten und einander in einem Tonstudio begegneten. Stoyanov, der mit 15 Jahren noch in Bulgarien Klavierunterricht und Vocal Coaching bekommen hatte, sang unter anderem im Backgroundchor für die Fantastischen Vier. 2011 zogen beide nach Leipzig. Sie hatten das Bedürfnis, in der Peripherie zu leben, um sich auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. Berlin, sagt Vajna, sei ihm „viel zu voll“. Der Flügel, an dem die elf Stücke von „Soon“ entstanden und das in einer Wohnung mit Dachschräge untergebrachte Studio der beiden Musiker kann man in den Videoclips sehen, die im Netz kursieren.

Malky suchen nach kindlicher Naivität

Malky heißen auch deshalb „kleiner Junge“, weil Daniel Stoyanov und Michael Vajna zurück wollen zu den Ursprüngen, die Naivität suchen und Musik noch einmal so wahrnehmen wollen, „wie wir es als Kinder getan haben“. Ihre Musik, sagen sie, sei nicht elektronisch, sondern „erdig, holzig“. Stoyanov und Vajna sprechen auch von „Melancholic Gothic Soul“ und „Music For Sensitive People“, Musik für sensible Zeitgenossen. Doch die Songs auf ihrem Debütalbum klingen überraschend kraftvoll und ausgefeilt, es gibt herzergreifende Melodien und herrlichen Weltumarmungspop. Nur naiv wirkt das überhaupt nicht.

Es gab schon viele Versuche von deutschen Musikern, Soul zu machen. Die meisten endeten im Adeptentum. Aber für diesen muss man sich nicht schämen. Stoyanov singt oft mit wehklagender Kopfstimme, früher war er mal Fan von R. Kelly, heute zählt Bill Withers zu seinen Idolen. Aber Retro-Soul ist das nicht. Dafür sind Vajnas Soundideen zu witzig und heutig, neben brüchigen Akustikklängen gehören auch härtere Gitarrenriffs in sein Repertoire. Die Single „History Of Broken Hearts“ könnte mit ihrer mitklatschfähigen Fröhlichkeit ein deutsches Gegenstück zu Pharrell Williams’ Megahit „Happy“ werden. Liebe kann das Herz zerschneiden, aber die Backgroundsängerinnen kreischen „Yeah, Yeah, Yeah“.

„Soon“ von Malky ist bei Eighty Days erschienen, Konzert am 1.10. im Privat Club

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