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Kultur: Marc Terenzi

Diese Woche auf Platz 43 mit: „Heat Between the Sheets“

Früher gab es mal ein Plakat, das hing in jeder WG. Es zeigte Frank Zappa, wie er auf dem Klo saß. Heute zeigt das Fernsehen jeden Furz von Popstars. Der Nachwuchs muss sich für Casting Shows in Big-Brother-Situationen begeben, und selbst Leute, die schon einigermaßen im Geschäft sind, drängen mit ihren Problemen vor die Kamera. Das ist vor allem Ozzy Osbourne zu verdanken, dessen Familien-Doku-Soap „The Osbournes“ formatprägend war.

Jüngstes Beispiel der fortschreitenden Osbournisierung sind Sarah Connor und Marc Terenzi, an deren Familienleben im Delmenhorster Eigenheim nun die deutsche TV-Nation teilnehmen darf, flankiert von einfühlsamer Berichterstattung eines Boulevardmediums („Po-Beichte“), dessen Verlag dem Vernehmen nach gerade die Senderkette übernehmen möchte, die „Sarah and Marc in Love“ ausstrahlt. So läuft halt das family business. Die Eheleute backen Waffeln, kaufen bei Ikea ein oder planen ihre Hochzeits-Party („wie in der Raffaello-Werbung“ soll sie sein). Und irgendwann sind alle Superstars. Vielleicht.

Kürzlich fragte „Bild“: „Warum schockt Sarah Connor mit diesem Video?“ Gemeint war der Clip zu „Heat Between The Sheets“, Marcs erster Solo-Single. Zwischen den Laken der Connors, sagt das Video, brennt es nur so vor sexueller Energie. Stichflammen schlagen hoch. Feuerwehrmänner rollen ihre Schläuche aus. Gegen Ende der schlichten Riff-Rock-Nummer tritt Connor im Fetisch-Outfit auf und wirft ihren Gatten aufs Bett. „Bild“ nannte das „enthemmten Fessel- und Festhalte-Sex“. Da fühlt man sich zumindest sprachlich in einen Swinger-Club versetzt. Aber mediales Viagra allein genügt nicht. Das pyromanische Spektakel kommt auch in der dritten Woche nicht höher als Platz 43 der Single-Charts. Vielleicht war der Großbrand am Ende doch nur ein Haushaltsunfall.

Ralph Geisenhanslüke

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