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Kultur: Mario Barth

Diese Woche auf Platz 3 mit: „Männer sind Schweine, Frauen aber auch!“

Mario Barth ist im Handstreich geglückt, was sonst höchstens Großwesire des Deutschen Ablachwesens wie Michael Mittermeier schaffen: mit einer reinen Comedy-Show in die Top 10 der Album- Charts zu gelangen. Zwei Stunden steht da einer und quatscht. Das wurde aufgenommen und letzte Woche öfter verkauft als Madonna oder Robbie Williams. Der 34-jährige, in Berlin-Mariendorf geborene Barth verdankt einen guten Teil seines Erfolges der alten Erkenntnis, dass man für Breitenwirkung ein Thema von maximaler Breite wählen sollte. Barths Thema heißt: „Männer und Frauen“. Eine alte Geschichte, die nicht neuer wird dadurch, dass Barth seine imaginäre Lebensgefährtin mit „Schatz“ benennt und von sich selbst bisweilen als „Papa“ spricht.

So wälzt sich Barths sämiger Gedankenfluss über ausgelatschte Gemeinplätze, über Themen wie „Schuhe“ oder „Einkaufen“, statt auf wirklich kitzelige Themen zu kommen. Das ist der piefige und immer konsensfähige Außenbezirkshumor von Papa Krawuttke. Für gesteigerte Behämmerungswirkung sorgt außerdem der Umstand, dass Barth mit seinem Publikum spricht wie mit einem Kindergarten: Er wiederholt die wichtigsten Stellen und stellt seine weiblichen Charaktere gern als gackernde Hühner dar.

Von einem Frauenfeind zu sprechen, hieße, die Sache ernster zu nehmen, als sie ist. Barths Zoten sind eher ein Tschüssikowski an jede Form von Esprit. Vielleicht liegt sein Geheimnis in betriebsfestkompatiblen Klischees. Seine Schlichtheit sagt: Ich bin einer von euch. Und er arbeitet – das ist neu – in Kooperation mit dem Wörterbuchverleger Langenscheidt. Der hat flankierend ein Wörterbuch „Frau – Deutsch“ herausgebracht. Darin wird die weibliche „Geheimsprache“ „übersetzt“. Auf Neudeutsch: ein Synergieeffekt. Wie wäre es mit weiteren Wörterbüchern? Etwa: „Hirnbesitzer – Hirnbenutzer“?

Ralph Geisenhanslüke

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