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Kultur: Marmor, Stein und heißes Eisen

SKULPTUR

Vor 200 Jahren lag Eisenkunstguss stark im Trend. Vorreiter war die Eisengießerei im sächsischen Lauchhammer, das 1815 preußisch wurde. Der damalige Besitzer Detlev Carl Graf von Einsiedel etablierte 1784 eine neue Produktionspalette mit Abgüssen von antiken Figuren aus der Dresdner Skulpturensammlung und anderen Museen. „Lauchhammer“ wurde, wie bald auch das „Fer de Berlin“, das Berliner Eisen, zum internationalen Markenzeichen. Nachbildungen aus dem besonders dünnflüssigen Lauchhammer-Eisen waren billiger als solche aus Bronze oder Marmor. Sie eroberten adlige Schlösser und Gärten wie auch die bürgerliche Wohnwelt.

Eine Ausstellung in der Abgusssammlung antiker Plastik zeigt nun die Vielfalt der Lauchhammer-Produktion. Die metallenen Bildnisbüsten, Kaminaufsätze und Gartenplastiken kontrastieren zu den Gipsabgüssen von Berühmtheiten aus den großen Museen der Welt. Um das empfindliche Eisen vor Korrosion zu schützen, wurde es bronziert oder es wurde durch Bemalen weißer Marmor vorgetäuscht (Charlottenburg, Schlossstr. 69b, bis 14.3., Do–So 14–17 Uhr. Führung heute um 15 Uhr sowie am 29.2. um 16 Uhr). Mitgearbeitet haben Studenten der Humboldt-Universität und der Freien Universität unter Leitung von Charlotte Schreiter. Sie hofft, Licht ins Dunkel der weithin unbekannten Gießerei-Geschichte zu bringen. Was bis jetzt bekannt ist, dokumentiert das Begleitheft „Pegasus – Berliner Beiträge zum Nachleben der Antike“.

Helmut Caspar

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