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Kultur: Martenstein geht unter die Ausländer

Gestern stand im Tagesspiegel, dass die Kritiker den deutschen Wettbewerbsfilm „Gespenster“ begeistert aufgenommen hätten. In der „Berliner Zeitung“ stand gestern, „Gespenster“ sei bei den Kritikern „eher schwach“ angekommen.

Gestern stand im Tagesspiegel, dass die Kritiker den deutschen Wettbewerbsfilm „Gespenster“ begeistert aufgenommen hätten. In der „Berliner Zeitung“ stand gestern, „Gespenster“ sei bei den Kritikern „eher schwach“ angekommen. Rätsel und Mysterien faszinieren mich seit Kindertagen, also habe ich mich in Kritikerkreisen umgehört. Tatsache ist, dass die meisten Deutschen den Film „meisterhaft“ oder „somnambul“ finden, während die meisten Ausländer zu dem Urteil „affektiert und überanstrengt“ neigen. Ich bin offenbar eher Ausländer. Ich dachte in „Gespenster“, sie hätten mich wieder in die Hölle des deutschen Autorenfilms der siebziger Jahre gesperrt, wo sich die Akteure bedeutsam anschweigen und jede Figur eine Metapher fürs existentielle Geworfensein zu sein hat. Hanna Schygulla heißt neuerdings Julia Hummer.

Haben die Deutschen aus der Geschichte denn gar nichts gelernt? Eine Französin tritt auf, die mit starkem Akzent ausgetüftelte Drehbuchsätze aufsagt, die jemand mit so schlechtem Deutsch in echt niemals hinkriegen würde, nicht einmal künstlich somnambulisiert. Diese Frau hat mich an Pierre Brice in „Winnetous Rückkehr“ erinnert.

Ach, was red ich überhaupt. Loki Schmidt, die Gattin von Helmut, hat zur Schulpolitik erklärt: „Eine Ohrfeige ist besser als 100 Worte.“ Diese Kolumne hat 245 Wörter. Wenn sie also jetzt, statt dies zu lesen, ihrem Gegenüber zwei Ohrfeigen geben, dann ist es sowieso besser. Schillers „Glocke“ hat 2043 Wörter. 20,43 Ohrfeigen wären für die Schüler besser. Außerdem haben mehrere CSUPolitiker erklärt: „Eine Ohrfeige kann nicht schaden.“ Sollten Sie irgendwo auf dem Festival einem CSUler begegnen, dann nehmen Sie ihn bitte beim Wort.

Martenstein

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