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Max Bill: Design und Augenmaß

Zum 100. Geburtstag von Max Bill ein Überblick über sein Leben und Wirken.

Alles beginnt mit einem Malkasten. Als der Teenager Max Bill beim Stehlen erwischt wird, stecken ihn seine Eltern ins Erziehungsheim. Sein Onkel, der Künstler Ernst Geiger, schenkt ihm Farben und Pinsel, Bill beginnt zu malen – der Rest ist Geschichte. Und doch, ganz so geradlinig verlief das Leben von Max Bill nicht. Der Schweizer Künstler, der heute vor 100 Jahren in Winterthur geboren wurde und als wichtigster Bauhaus-Schüler gilt, hatte immer zu kämpfen – vor allem wegen seines störrischen Temperaments.

Bill absolvierte eine Ausbildung zum Silberschmied an der Kunstgewerbeschule in Zürich – und wurde vor dem Abschluss, aus disziplinarischen Gründen, vom Unterricht ausgeschlossen. Er brach nach nur drei Semestern 1928 sein Studium am Bauhaus in Dessau ab – wohl weil sich seine Eltern weigerten, ihm das Schulgeld zu bezahlen. Und den Posten als Direktor der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung in Ulm, den er 1953 antrat, gab er schon 1956 ab – aufgrund unüberwindbarer Differenzen mit einigen Teilen des Kollegiums.

Max Bill war vor allem eines: kompromisslos. So viel Ärger ihm dieser Charakterzug mit den Kollegen einbrachte, so positiv wirkte er sich auf seine Arbeit aus. Egal ob Malerei, Plastik, Möbel, Schmuck, Tapete oder Haus: Geradlinigkeit war das oberste Gebot. Der dreimalige Documenta-Teilnehmer ging aufs Ganze, selbst wenn er einen Elektrostecker, den berühmten „Ulmer Hocker“ oder die Junghans-Küchenuhr gestaltete. Auch als Gebrauchsgrafiker arbeitete er mit seinem Büro „bill-reklame“, unterstützt von seiner Frau Binia, der Cellistin und Fotografin, mit großem Ernst.

Kunst, Design und Werbung – das waren für ihn keine Gegensätze, sondern Teile eines Ganzen. Nicht nur deswegen eckte er an. Bill eilte der Ruf voraus, knurrig und autoritär zu sein. Seinen Freunden gegenüber aber verhielt er sich stets solidarisch. Vor allem für seine ehemaligen Mitstudenten am Bauhaus setzte Bill sich ein. So engagierte er sich während der NS-Zeit politisch. Seine zweite Ehefrau Angela Thomas erinnert mit einem gerade in die Kinos gekommenen Film an diese Seite Max Bills. Der Dokumentarfilm „Max Bill – Das absolute Augenmaß“ bietet die Möglichkeit, den Künstler selbst zu seinem Werk zu hören, vor allem zu den Skulpturen, die von einem faszinierenden Gespür für Material und Form zeugen.

Sein letzter Weg führte ihn im Dezember 1994 nach Berlin, wo er als Vorsitzender des Trägervereins beim Bauhaus-Archiv über einen Erweiterungsbau diskutierte. Auf dem Flughafen Tegel brach er vor seinem Heimflug in die Schweiz zusammen und verstarb. Eva-Maria Träger

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