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Kultur: Max Mutzke

Diese Woche auf Platz 1 mit: „Max Mutzke“

Diese Woche gehört den jungen Männern. Max Mutzke und Adam Green, beide 23 Jahre alt, steigen mit neuen Alben in die Charts ein. Mutzke ist Schützling des TV-Moderators und Musikproduzenten Stefan Raab. Er konnte jeden Tag einen Song in Raabs Show vorstellen. Adam Green (Platz 10) ist Liebling des Feuilletons, seine Texte erscheinen bei Suhrkamp. Green kommt aus New York und hat vor Erscheinen seines Albums in einer Woche 65 Interviews gegeben. Max Mutzke kommt aus dem Schwarzwald und singt korrekten Soul und Rhythm & Blues. Das bedeutet in Deutschland schon eine Menge. Das Album bleibt musikalisch eher unspektakulär, aber es verströmt authentische Spielfreude. Für Adam Greens „Anti-Folk“ genannte Musik sollte man etwas besser Englisch können. Auf Platz eins solides Handwerk, auf Platz 10 ein junges Genie. Beide Fälle zeigen: Mit Talent allein kommt man nicht weit.

Das deutsche Publikum kennt Max Mutzke mittlerweile seit knapp einem Jahr. Beim Grand-Prix-Vorentscheid, wo er gestandene Profis hinter sich ließ, etablierte er sich als „Naturwunder“ und „Kandidat der Herzen“. Dieser Ruhm wäre längst verflogen, würde nicht Mutzkes Entdecker und väterlicher Freund sich weiterhin rührend um ihn kümmern. Stefan Raab schrieb Songs und spielte fast alle Instrumente des Albums. Diese Zuwendung lässt sich in Geld nicht aufrechnen. Zwar haben auch Klone aus Casting-Shows ihre Bildschirmzeit. Aber sie bekommen sie nur, weil die Verwertungsketten der Unterhaltungskonzerne reibungslos laufen. Im Vergleich dazu erscheint Raabs engagierte Nachwuchsarbeit als echtes – um das Unwort gegen den Strich zu verwenden – Humankapital. Und das braucht, wer Talent hat, eben auch.

Ralph Geisenhanslüke

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