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Kultur: Mehr Kino!

Die Filmbranche appelliert an ARD und ZDF.

Glamour schafft Aufmerksamkeit. Pünktlich zur Verleihung der Deutschen Filmpreise (siehe S. 17) hat eine Koalition von 13 Lobby-Verbänden – darunter die Produzenten-Allianz, der Regie- und der Schauspieler-Verband, Kamera- und Drehbuchgilde, AG Dok, Spitzenorganisation der Filmwirtschaft und die Deutsche Filmakademie – einen kollektiven Appell an ARD und ZDF gerichtet. Sie fordern, dass 3,5 Prozent der über 7 Milliarden Euro Gebühreneinnahmen dauerhaft in Kinofilme investiert werden sollen. Außerdem sollen Kinofilme eine „bessere Präsenz“ im Programm erhalten , sprich: nicht erst um Mitternacht laufen. Auch solle sich finanzielle Beteiligung nicht an der Einschaltquote, sondern an Qualität orientieren.

Anlass sind die Kürzungen der letzten Jahre. Nur noch 16 Millionen Euro zahlte die ARD 2011 für Kinoproduktionen, im Vergleich zum Gesamtetat und zu Ausgaben für Fußball und Show-Moderatoren „nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein“, so die Resolution. Seitdem sind die Mittel nochmals deutlich zurückgegangen. Die Sender halten erwartungsgemäß dagegen. Man zahle ja freiwillig mehr als die derzeit vorgeschriebene Abgabe von 2,5 Prozent, heißt es vom ZDF, das die Lola-Gala am gestrigen Freitag ab 22.15 Uhr zeitversetzt übertrug (warum eigentlich nicht live zur Primetime?). Und man habe die Kinoförderung seit 2008 sogar ausgeweitet.

Es ist ein alter Streit, der sich hier zuspitzt. Erst seit kurzem zahlen die Sender eine gesetzliche Pflichtabgabe, in vergleichsweise geringer Höhe, wenn man die seit Jahrzehnten übliche, weit höhere Pflichtabgabe der Sender in Frankreich in Betracht zieht. Über den Wechsel von der freiwilligen Abgabe zur Pflichtzahlung hatte es jahrelange Diskussionen gegeben. Kulturstaatsminister Bernd Neumann erinnert die Öffentlich-Rechtlichen immer wieder an ihren Kulturauftrag und hat etwa deren Rückzug aus der Dokumentarfilmproduktion kritisiert.

Die Filmbranche ist mit 345 Millionen Euro aus staatlichen Subventionen und FFA-Abgaben eigentlich gut alimentiert. Der Appell an die Sender geschieht trotzdem zu Recht, denn von diesen Millionen profitiert das Fernsehen. Zwar zahlen private und öffentliche Sender auch in die Länder-Fördertöpfe, daraus werden aber auch reine TV-Produktionen finanziert. Die Folge: Selbstbedienung, wie eine aktuelle Studie des Erich-Pommer-Instituts beweist. 2011 waren knapp zehn Prozent aller mit Steuermitteln (282 Millionen Euro) geförderten Filme TV-Produktionen und 15 Prozent Koproduktionen. So erhielten die senderabhängigen Produzenten allein 13,6 Prozent der Subventionen, das sind über 38 Millionen Euro. Man sägt also am eigenen Ast. Vor allem schubst man die anderen, die Kinomacher und die Unabhängigen, in eine immer prekärere Lage. Christiane Peitz

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