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Kultur: Mehr Leben!

Artur Zmijewski, die Berlin Biennale und sein Buch

„Es gibt keine Trennung zwischen Kunst und Leben“ lautet das Credo des Berlin- Biennale-Machers Artur Zmijewski. Beispiele dafür präsentiert er nun in der Daad-Galerie (Zimmerstr. 90/91, bis 12. 3, Mo-So 12 - 18 Uhr) mit Videos von Zbigniew Libera, wie er seine kranke Großmutter versorgt, aber auch von Katarzyna Kozyra, Grzegorz Klaman und Pawel Althammer – ein Vorgeschmack darauf, wie seine Berlin Biennale 2012 aussehen könnte. Anlass für die kleine Ausstellung ist nun das Erscheinen seines Buches „Körper in Aufruhr“ in deutscher Übersetzung, das Zmijewski mit Stanislaw Ruksza und dem Magazin „Krytyca Polityczna“ 2006 in Polen veröffentlicht hat.

Der Band versammelt Gespräche zwischen Zmijewski und polnischen Künstlern, von denen viele wie er Bildhauerei in Warschau studierten und Kunst als politisches Mittel verstehen. Unter der Überschrift „Angewandte Gesellschaftskunst“ bescheinigt Zmijewski dem heutigen Schaffen dramatische Wirkungslosigkeit. Die Autonomie der Kunst bedeute auch ein Fehlen von verbindlichen Maßstäben und Einfluss, meint er. Deshalb ruft er dazu auf, Kunst „wieder als ein Instrument der Wissenschaft, Bildung und Politik“ zu gebrauchen, fordert er mehr Engagement und Haltung sowie mehr Zusammenarbeit mit Menschen, die Kunst fernstehen.

Das Manifest hilft auch, seine bisherige Arbeit für die Biennale zu verstehen. Zmijewski hatte sich scharfer Kritik ausgesetzt, als er mit einem „Open Call“ Künstler dazu aufforderte, nicht nur Dokumente ihres Schaffens einzureichen, sondern auch ihre politische Orientierung zu benennen. Das klang für viele nach Gesinnungsspitzelei. Doch der Kurator wollte vor allem wissen, ob die Künstler überhaupt bereit sind, sich auch jenseits ihres Werkes zu einer politischen Position zu bekennen. Mehrere tausend Sendungen aus aller Welt seien eingetroffen, heißt es aus den Kunst-Werken, dem Veranstalter der Biennale. Wegen der Fülle lasse sich jedoch noch kein Trend ablesen. „Körper in Aufruhr“ könnte sich derweil zum Standardwerk entwickeln (Hrsg. Künstlerprogramm Daad und CSW Kronika Bytom, 25 €). Claudia Wahjudi

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