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Kultur: Meilensteine

"Anfänge der Industriearchitektur in Berlin 1850-1910" lautet der Titel einer Ausstellung, die derzeit im Architekturgebäude der Technischen Universität zu sehen ist.Sie soll dazu beitragen, sagte Miron Mislin bei der Eröffnung, das eng mit der Stadtentwicklung Berlins verknüpfte architektonische Erbe der Industrie besser bekannt zu machen.

"Anfänge der Industriearchitektur in Berlin 1850-1910" lautet der Titel einer Ausstellung, die derzeit im Architekturgebäude der Technischen Universität zu sehen ist.Sie soll dazu beitragen, sagte Miron Mislin bei der Eröffnung, das eng mit der Stadtentwicklung Berlins verknüpfte architektonische Erbe der Industrie besser bekannt zu machen.Die Schau geht aus einer Dokumentation historischer Industriearchitektur in Berlin zurück."Den Anstoß gab die große Zahl erhaltener industrieller Bauwerke im Ostteil Berlins, die wir als gefährdet ansahen", so Mislin.In der Tat sind noch zuletzt eine Reihe von Gebäuden verloren gegangen.Gleich am Beginn der Ausstellung zeugt das Großfoto einer historischen Maschinenhalle auf dem Tegeler Borsig-Gelände von der Misere.Zwar wurde einer der Backsteingiebel an der Stirnseite des Baus erhalten, die für den Indutriebau typische Stahl-Glas-Kostruktion aus der Enstehungsphase des Baus aber wurde vollständig abgerissen.

Die in der Ausstellung behandelte Zeitspanne von 1850 bis 1910 dokumentiert den Weg von den stürmischen Aufbruchsjahren der Berliner Industrialisierung bis zur Herausbildung einer eigenständigen Architektursprache Anfang des 20.Jahrhunderts.Viele der vorgestellten Bauten - etwa die von Borsig in Tegel oder die AEG-Bauten im Wedding - sind als Zeugnisse ihrer Epoche inzwischen gut bekannt.Die Stärke der Ausstellung ist es, diese Werke in den Kontext der bauhistorischen Entwicklung zu stellen.Die Herausbildung von Bautypologie, Fassadengestaltung und Konstruktion der Gebäude werden umfassend dargestellt.

Dabei wird deutlich, wie spät Ingenieurbau und architektonische Gestaltung zusammenfanden: Im 19.Jahrhundert entstanden Berliner Fabrikbauten fast ausnahmslos, indem die Hallenkonstruktionen der Ingenieure und die Bauteile des Architekten "ineinandergebaut" wurden.Erst beim Bau der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwig Loewe in der Huttenstraße entwickelten Architekt und Ingenieur 1896 das Gestaltungskonzept von Anfang an gemeinsam.Deswegen, und aufgrund seines innovativen Bebauungskonzeptes gilt das Ensemble als Meilenstein des Berliner Industriebaus.Knapp fünfzehn Jahre später errichtete einen Steinwurf von dem Loewe-Komplex entfernt Peter Behrens für die AEG die legendäre Turbinenhalle.Mit diesem Bau erlebten industrielle Form und Maschinenästehtik als gleichberechtigte Themen der Architektur in Berlin ihren endgültigen Durchbruch.

Architekturgebäude der Technischen Universität, Straße des 17.Juni 152, bis 22.Januar; Montag bis Freitag 12-18 Uhr

FRANK PETER JÄGER

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