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Geschichte und Gegenwart. Der Klappstuhl.

© Doris Spiekermann-Klaas

Museumsmöbel: Einladung zum Verweilen

Schwedisches Design jenseits von Ikea: Im Felleshus im Tiergarten blickt eine Schau über die Geschichte von A  &  E Design, der größten und ältesten Industriedesignfirma der Welt.

„Ohne Kundschaft, dafür aber mit viel Optimismus.“ Mit dieser Einstellung gründeten Hans Ehrich und Tom Ahlström in Stockholm vor über fünfzig Jahren die Firma A  &  E Design. Millionenfach verkauften sich ihre Alltagsprodukte, inzwischen gilt die Industriedesignfirma als größte und älteste ihrer Art. Vor allem ist dem Unternehmen eine klappbare Alternative zum starren Museumssitzmöbel zu verdanken.

Für David Chipperfield, Architekt der James-Simon-Galerie, dürfen Sitzmöglichkeiten im Museum bloß nicht zu viel Komfort versprechen. Seine „Simon Bench“, eine zwei Meter lange Sonderanfertigung für das am 12. Juli eröffnende Besucherzentrum auf der Museumsinsel, ist eine schlankere Wiederauflage seines Entwurfs im Neuen Museum, wo sich isoliert im Raum graue Lederpolster auf Stahlkonstruktionen tarnen. Kaum ein Besucher lässt sich dort nieder.

Der zweite Berliner Auftritt für A  &  E-Design

Auch im Alten Museum fehlt dem Besucher auf den harten Sitzflächen die Nähe zum Objekt ihrer Betrachtung. Dabei gab es bereits 1904 auf der Museumsinsel erste Ansätze zu einem mobilen Faltstuhl. Die Idee ist genial. Wie der Jäger in der freien Natur oder der Künstler bei der Freiluftmalerei kann der Besucher selbst bestimmen, wo im Ausstellungssaal er sich länger aufhalten mag. Der Architekt Ernst von Ihne entwarf für das damalige Kaiser-Friedrich-Museum kreuzförmig geschwungene Konstrukte aus Eiche mit lederbespannten Sitz- und Lehnflächen, die an Scherenstühle der italienischen Renaissance erinnern.

Wesentlich handlicher gestaltet sich dagegen die artverwandte Erfindung „Stockholm II“ von A  &  E Design. Vor 25 Jahren bat das Schwedische Nationalmuseum das preisgekrönte Designerteam um einen eigenen Klapphocker, denn die bislang verwendeten Campingstühle waren zu wenig stabil in den Räumen der königlichen Sammlung.

Der 1,7 kg leichte Aluminiumhocker wird durch ein Stahlgelenk und eine reißfeste Sitzfläche aus glasfaserverstärktem Kunststoff stabilisiert. Ob zugeklappt als Gehstütze oder aufgeklappt als Armlehnstuhl – das schwedische Möbel kommt inzwischen weltweit in mehr als 2000 Museen zum Einsatz. Neben diesem Klassiker und der bunten Kinderversion „Snoopy“ sind außerdem knapp fünfzig weitere Entwürfe der schwedischen Designer in einer Ausstellung im Felleshus zu sehen (Felleshus, Rauchstr. 1, bis 23.  6.; Mo bis Fr 10  – 19 Uhr, Sa  /  So 11  –   16 Uhr. Katalog  37 €). Für A  &  E-Design ist es der zweite Auftritt in Berlin, der erste liegt über 30 Jahre zurück. Damals präsentierte das Unternehmen Kunststoffprodukte – ausgerechnet im Berliner Aquarium.

Therese Mausbach

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