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Das Royal Danish Orchestra

© Natascha Tiara Rydvald

Musikfest Berlin: Royal Danish Orchestra: Kein Unbill im Wald

Spektrallichter und klare Linien: Das Royal Danish Orchestra spielt unter der Leitung von Daniel Boder Schönberg und Nielsen beim Musikfest Berlin.

Natürlich kann man von einer Sopranistin nicht erwarten, dass sie schon einmal nachts durch den Wald gestolpert ist, um ihren untreuen Geliebten zu suchen. Schönbergs Monodram „Erwartung“ für Singstimme und großes Orchester schildert eine solche Geschichte und braucht deswegen ein hohes Maß an Nervosität und echter Angst. Leider ist das 1909 entstandene, frei tonal angelegte Stück auch sehr anspruchsvoll in technischer Hinsicht. Nur verständlich also, dass Magdalena Anna Hofmann sich dafür entscheidet, auf ein bewährtes Repertoire zurückzugreifen, auf ängstliche Blicke, ein Raffen der Stola, das damenhafte Zucken des Kopfes gleich nach der Exklamation „Hilfe!“. Unterdessen hat die Sopranistin ihre Partie doch perfekt einstudiert, und so wird aus dieser „Erwartung“, die das Royal Danish Orchestra unter Michael Boder sehr zuverlässig begleitet, ein aufgeräumtes, geradezu properes Konzertstück, weswegen wir Hofmann auch weiterhin keine Unbill im Wald wünschen, sondern höchstens etwas mehr irre Unmittelbarkeit.

Nun hat die Rezensentin mit alldem gut reden; unmöglich, dass man hier in Berlin sitzt und sich von auswärtigen Orchestern Schönberg vorspielen lässt, mit einer Haltung, als ginge es um ein Konzert am Königshof. Denn in den anderen Programmteilen dieses Musikfest-Abends ist es ja genau umgekehrt: Die dänische Prinzessin Benedikte höchstselbst, jüngere Schwester von Königin Margrethe, ist in der Philharmonie und lässt es sich gefallen, dass das königliche Orchester dänische Komponisten spielt. Da hört natürlich auch die Rezensentin besonders gern zu – wie sich in der Komposition „Iris“ des 1932 geborenen Per Nørgård, die so sanft und täuschend naiv beginnt, die Instrumentalfarben ausbreiten, bis sie sich schließlich in alle Richtungen stufen und aufblättern wie zu einem Spektrallicht. Wie heiter die ersten Dissonanzen des zweiten Satzes von Carl Nielsens Fünfter klingen, wie deutlich schon der erste Satz dieser Symphonie klare Linie und Gleichmaß ausgestellt hatte, derweil übermäßige Intervalle, vor allem aber scharfe Schlagzeugeinwürfe Störmanöver fahren. Eine ungewohnte Musik, in den Mitteln reduziert, in der Disposition überklar, das Gegenteil von Schönberg.

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