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Kultur: Mutige Mahnung

ARCHITEKTUR

Die Berliner Architekturlandschaft der vergangenen Jahrzehnte hat er entscheidend mitgeprägt: der vor einem Jahr verstorbene Cornelius Hertling. Jetzt, zu seinem 75. Geburtstag, ehrt ihn die Berliner Architektenkammer, der er seit ihren Anfängen in den Achtzigerjahren als Präsident vorstand, mit einem kleinen, sehr persönlichen Gedenkbuch (zu beziehen über die Berliner Architektenkammer, Karl-Marx-Allee 78).

Grauer Schnauzbart, das nackenlange Haar über der hohen Stirn zurückgestrichen – Hertling besaß ein markantes Auftreten. Sobald der Architektur Berlins Ungemach drohte, erhob er seine kräftige Stimme, etwa in den Neunzigerjahren, als sich die „Verzwergung“ der City-West abzeichnete. Mit besonderem Engagement setzte er sich für die gefährdeten Baudenkmale der Stadt ein. Als Student der Hochschule für Bildende Künste bei Max Taut hatte er nach 1945 den Wiederaufbau Berlins miterlebt. Das prägte ihn; auch, als er selbst im Büro von Peter Poelzig, das er später übernahm, aktiv in das Baugeschehen der Stadt eingriff und Zeichen setzte, nicht zuletzt im Krankenhausbau.

Über vierzig Freunde, Mitarbeiter und Weggefährten haben in dem Gedenkbuch persönliche Erinnerungen zusammengetragen, darunter Zehlendorfer Nachbarn, wie die Architekten Dietrich Bangert und Fritz Bornemann, aber auch Politiker und Bauherren. Auf den zahlreichen Fotos des Bandes ist Hertling mal als junger Architekt mit Stift und Lineal beim Entwurf zu sehen, mal gemeinsam mit seiner Frau Nele, der langjährigen Intendantin des Hebbel-Theaters, oft aber auch mit Kollegen – gleichermaßen engagiert im Diskurs wie bei ausgelassenen Festen.

Jürgen Tietz

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