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Streitfigur. Lisa Eckhart, 27, polarisiert die politischen Lager.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Streit um Meinungsfreiheit: Lisa Eckhart lehnt Einladung zum Harbourfront ab

Das Festival hatte die Kabarettistin nach angeblichen Drohungen ausgeladen. Eine erneute Einladung lehnten Eckhart und Verlag nun ab.

Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart und der Zsolnay-Verlag haben die erneute Einladung zum Literaturfestival Harbourfront abgelehnt. Bei allem Verständnis für den Vorstoß des Festivals - nun sei es zu spät, sagte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Wien. „Aufgabe eines Verlags ist auch, seine Autoren und Autorinnen zu schützen.“ Das Hin und Her der vergangenen Wochen sei an der 27-Jährigen nicht spurlos vorbeigegangen. „Sie steht unter enormem Druck“, sagte Ohrlinger.

Nach der Absage an Lisa Eckhart hatte das Literaturfestival Harbourfront die österreichische Kabarettistin an diesem Montag erneut eingeladen. „Wir würden uns freuen, wenn Frau Eckhart die Einladung annimmt“, sagte Festivalleiter Nikolaus Hansen der Deutschen Presse-Agentur.

Die vier Lesungen im Wettbewerb um den Klaus-Michael Kühne-Preis sollen nun nicht mehr wie geplant im Nochtspeicher, sondern an einem anderen Ort stattfinden. Verlag und Management von Lisa Eckhart hatten angekündigt, sich im Laufe der Woche zu diesem Vorschlag zu äußern.

Lisa Eckhart sollte als eine von acht Kandidatinnen und Kandidaten für den Klaus-Michael-Kühne-Preis, der für den besten Debütroman vergeben wird, am 14. September im Nochtspeicher auftreten. Nachdem der Betreiber des Veranstaltungsortes Sicherheitsbedenken im Falle eines Auftritts Eckharts formuliert hatte, hatte das Festivalteam sie ausgeladen.

Kritiker werfen der Kabarettistin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. PEN-Präsidentin Regula Venske hatte die Ausladung der Kabarettistin am Montag kritisiert. „Wir kennen und schätzen uns in Hamburg nun schon seit vielen Jahren, und ich weiß, dass Euch die Literatur und die Meinungsfreiheit am Herzen liegen“, heißt es in einem offenen Brief an die Festivalleitung sowie an den Nochtspeicher.

Am Beispiel „trivialerer“ Kunst zeigt sich der Stand der Meinungsfreiheit

„Wie viele andere aber bin ich ob der Ausladung Lisa Eckharts bestürzt. Das kann und darf nicht die Ultima Ratio in dieser Angelegenheit sein!“, heißt es in dem Brief weiter. „Ob die Gewalt von rechten oder linken Extremisten, von religiösen Eiferern oder Psychopathen angedroht wird: Wir dürfen uns ihr nicht in vorauseilendem Gehorsam beugen“, schreibt Venske weiter.

Es könne sein, dass der Nochtspeicher unter den gegebenen Umständen nicht der geeignete Ort für diese Veranstaltung sei. Man könne die Kandidatin aber auch zum Beispiel per Online-Schalte einbeziehen. Es könne auch nicht sein, dass sich für einen Preis Nominierte ihre Konkurrenten selbst aussuchen.

„Wer mit einem Kollegen, einer Kollegin nicht auftreten will, muss selbst zu Hause bleiben und kann nicht dem Veranstalter vorschreiben, mit wem er oder sie zu lesen bereit ist oder wer weiter im Rennen bleiben darf“, heißt es. Gerade am Umgang mit „trivialeren“ Kunsterzeugnissen zeige sich, wie es um Demokratie und Meinungsfreiheit steht. (dpa)

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