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Kultur: Nachtrag

Christina Tilmann über die deutschen BiennaleTeilnehmer 2003 Diese Einladung war sein Wunsch, ein Leben lang: Nur zur Biennale oder zur Hochzeitsreise würde er nach Venedig fahren, hatte der Künstler Martin Kippenberger entschieden. Da die Einladung zur Biennale nicht kam, wurde es die Hochzeitsreise, 1996, ein Jahr vor seinem frühen Tod.

Christina Tilmann über die

deutschen BiennaleTeilnehmer 2003

Diese Einladung war sein Wunsch, ein Leben lang: Nur zur Biennale oder zur Hochzeitsreise würde er nach Venedig fahren, hatte der Künstler Martin Kippenberger entschieden. Da die Einladung zur Biennale nicht kam, wurde es die Hochzeitsreise, 1996, ein Jahr vor seinem frühen Tod. Und seine Frau, die Fotografin Elfie Semotan, lichtete ihn vor dem deutschen Pavillon ab. Ein Plakat entstand, „Biennale di Venezia 1996“ lautete der Schriftzug. 1996 hat es keine Kunstbiennale gegeben in Venedig.

Nun, im Sommer 2003, heißt es wieder „Biennale di Venezia“. Und Martin Kippenberger ist, neben der Fotografin Candida Höfer, als Künstler für den deutschen Pavillon ausgewählt. Im Jahr des 50. Biennale-Jubiläums. Im Jahr, in dem Kippenberger seinen 50. Geburtstag gefeiert hätte. Und die Nachricht der Biennale-Nominierung just am Tag, an dem er 50 Jahre alt geworden wäre.

Beide Künstler seien „in der öffentlichen Anerkennung lange unterrepräsentiert gewesen“, begründet Kurator Julian Heynen seine Wahl. So sehr man es Kippenberger, so sehr man es auch Höfer gönnt, in Venedig gezeigt zu werden: Das mit der fehlenden Anerkennung stimmt so nicht. Candida Höfers kühl-sachliche Fotoarbeiten sind in letzter Zeit von Berlin, Hamburg, Dresden bis zur Documenta in Kassel zu sehen gewesen, auch im K21 in Düsseldorf hat der dortige Museumschef Heynen sie gezeigt. Und Martin Kippenberger erlebt derzeit eine landesweite Renaissance: Im ZKM Karlsruhe eröffnete eine umfangreiche Retrospektive (vgl. Tagesspiegel vom 11. 2.), weitere Ausstellungen werden folgen. Die Sammlung Flick, die demnächst nach Berlin kommen wird, nennt Kippenberger als Kronzeugen der Moderne. Und die gegenwärtige Debatte über die Wiederkehr der Malerei in Deutschland wäre ohne sein Werk nicht denkbar.

Damals, zu Lebzeiten, wäre Kippenberger eine riskante Wahl gewesen. Heute ist die Entscheidung, nach Gregor Schneiders exzentrischem „Haus ur“, eine sichere Bank. Es ist eine fällige Ehrung. Und es ist eine ungewöhnliche Konstellation: Selten werden verstorbene Künstler für Pavillons ausgewählt. Die erste Präsentation Kippenbergers in Venedig ist es jedoch nicht: 1999, zwei Jahre nach dem Tod des Künstlers, hatte der damalige Biennalen-Kurator Harald Szeemann einen Gedenkraum eingerichtet. Mit dem Hochzeitsreisen-Plakat und einer Gondel mit Pasta-Kisten. Julian Heynen wird sich anstrengen müssen, wenn er eine ähnlich liebevolle Ehrung präsentieren will.

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