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Melancholische Muttergottes. Eine restaurierte Skulptur von Michel Erhart, 1480 in Ulm geschnitzt.

© SMB/A. Voigt

Neuzugänge in der Sammlung: Bode-Museum restauriert Madonnen aus der Frührenaissance

Arbeiten gegen den Zahn der Zeit: Das Bode-Museum restauriert mithilfe der Bank of America drei Madonnenreliefs. Bald kann man sie in der Sammlung begutachten.

Mit der Bank of America gegen den Zahn der Zeit: Das Bode-Museum hat mit finanzkräftiger Hilfe aus Übersee drei wertvolle Madonnen wiedergewonnen. Ein fünfstelliger Betrag wurde zur Verfügung gestellt, damit externe Restaurierungswerkstätten ganze Arbeit leisten konnten.

Die eine ist aus Marmor gehauen, die zweite aus Lindenholz geschnitzt, die dritte aus Terrakotta gebrannt. Allen drei Frührenaissance-Madonnen hatte das Schicksal übel mitgespielt. Schmutz und fiese Kratzspuren beeinträchtigten die zierliche Muttergottes, die der deutsche Bildhauer Michel Erhart um 1480 in Ulm schnitzte. Jetzt kann sie ihre melancholische Ausstrahlung wieder entfalten. Das Trinkfläschchen, das sie ihrem Kind reicht, ist allerdings, so stellten die Restauratoren fest, eine Zutat des 19. Jahrhunderts. Als Spur der Geschichte darf sie es behalten.

Das Terrakottarelief würde im Kunsthandel 5 Millionen kosten

Eine erfolgreiche Restaurierung bemerkt man nicht, betont Julien Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung. Hunderte Arbeitsstunden bleiben letztlich unsichtbar. Das im Flakbunker in Friedrichshain verbrannte Madonnenrelief von Antonio Rosselino aus Marmor musste mühevoll aus Fragmenten zusammengepuzzelt werden. Nun erhielt es als krönenden Abschluss des Restaurierungsprojekts einen prachtvollen Schnitzrahmen: neu angefertigt nach einem historischen Schwarz-Weiß-Foto. Nur die Wurmfraßlöcher wurden nicht rekonstruiert.

Luca della Robbia, als Erfinder farbig glasierter Terrakottareliefs berühmt, überrascht mit einer braun patinierten Arbeit, vielleicht sein frühestes Werk überhaupt. Würde man dieses Madonnenrelief heute im Kunsthandel erwerben, wären 5 Millionen fällig, meint Chapuis. Zum Glück hatte man das Stück im eigenen Depot. Nur gezeigt werden konnte es vor der Restaurierung eben nicht.

Eine Fälschung schließen Wissenschaftler aus

Gespannt ist Kurator Neville Rowley, was seine italienischen Fachkollegen zu dem Relief sagen werden. Ist das Werk wirklich original? Eine Fälschung des 19. Jahrhunderts können die Wissenschaftler jedenfalls jetzt ausschließen. In zwei Wochen sollen die beiden italienischen Madonnen ihre Plätze in der Sammlung einnehmen. Michel Erharts Muttergottes ist schon da. Im Kreis seiner Kollegen Riemenschneider, Multscher und Co. nimmt sie den Dialog mit einer Schnitzfigur aus dem Kongo auf.

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