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Widerstand zwecklos: Nora Abdel-Maksouds „Kings“ am Ballhaus Naunynstraße.

© Ballhaus Naunystraße

Nora Abdel-Maksouds „Kings“ am Ballhaus Naunynstraße: Widerstand zwecklos

Von Künstlern und anderen Feierabendrevoluzzern: Nora Abdel-Maksouds „Kings“ am Ballhaus Naunynstraße ist ein rasend komischer Rundumschlag gegen den zahnlosen Kunstbetrieb.

Diese Dankrede wollten wir in der Akademie der Künste immer schon hören: „Liebe Berliner, lieber Josef Ackermann, so, hier ist mein Kunstbild, hier hab ich ein bisschen Dings, und da so mit Farbe, und besonders hier. Danke an die Akademie, danke Adidas und danke der Kreissparkasse für euer Geld und diesen räudigen Handschuh oder was das sein soll, den ich anpissen werde und dann bei der Art Basel weiterverkaufen“. Applaus!

Die Künstlerin, die hier mit dem Josef-Ackermann-Preis geehrt wird, heißt Grete und ist die größte Sensation seit Beuys. Was immer sie anfasst (oder mit Körperflüssigkeiten veredelt), wird ihr zu Höchstpreisen aus den Händen gerissen. Man liebt sie für ihre Unangepasstheit, Gegenwehr zwecklos. Und genau das ist das Dilemma.

„Kings“ heißt das Stück der Dramatikerin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud, das im Ballhaus Naunynstraße vier Kunst-Figuren versammelt, die einen Ausweg aus der Revolutionsmüdigkeit und dem Kapitulismus (sic!) unserer Tage suchen. Schauplatz ist die fahrende Wunderschau des Impresarios Mabuse (großartig als öliger Mephisto: Serkan Kaya).

Einzige Protagonistin darin ist Langzeitpraktikantin Pino (toll in ihrer verhuschten Verbissenheit: Stella Hilb), die so hart an der künstlerischen Selbstverwirklichung arbeitet, dass ihr die Haare ausfallen. In das Narrenkabinett geraten aus mehr oder weniger heiterem Himmel die erwähnte Großkünstlerin nebst Agentin. Ein furioses Duo. Eva Bays Grete ist eine roboterhafte DandyDomina mit suizidalen Tendenzen, Anne Haugs Mehmet ein Kommunikationszombie, dem das Handy zur Hand verwachsen ist.

Die gemeinsame Mission: Umsturz der Verhältnisse. Was aber weder mit DylanGesang im Shoppingcenter noch beim Aufwiegelungsversuch der Grafikstudenten-Massen gelingen will. Auf jahrmarkttauglicher Bretterbude nebst Fahrradantrieb und Piratenflagge (Bühne: Katharina Faltner) setzt Nora Abdoul-Maksoud ihre grundernste Groteske mit höllischem Tempo in Gang. „Kings“ ist ein wutbefeuerter, rasend komischer Rundumschlag: gegen den zahnlosen Kunstbetrieb, die bereitwillige Vereinnahmung durch die Warenwelt, das Achselzucken des Allesschon-Dagewesen. Am Ballhaus ist lange keine Produktion mehr so bejubelt worden; man wünscht „Kings“ jeden erdenklichen Erfolg. Bloß nicht den JosefAckermann-Preis.

Wieder am 10.–12. Mai,, 20 Uhr

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