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NS-Raubkunst: Spies warnt vor Ausverkauf von Kulturgütern

Kunsthistoriker Werner Spies befürchtet angesichts der Rückgabe der "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig Kirchner ein Ausbluten der deutschen Museen. Werden die Museen ärmer, verliere das Land seine Identität, so Spies.

Berlin - In der Debatte über den Umgang mit so genannter NS-Raubkunst warnt der Kunsthistoriker Werner Spies vor einem Ausverkauf deutscher Museen. Dass es nicht möglich gewesen sei, das Werk "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig Kirchner in Deutschland zu halten, sei "ein schwerwiegendes Ereignis", sagte Spies dem Politikmagazin "Cicero". "Allein die Politik hätte das Problem lösen können", fügte er hinzu. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) müsse sich für den Erhalt dessen einsetzen, "was zur Grundausrüstung unserer Museen zählt".

Kirchners Bild sei als vielleicht perfektestes Beispiel des deutschen Expressionismus nach dem Ende des Nationalsozialismus "zu einem Kernstück unserer kulturellen Identität" geworden. Es sei Aufgabe des Staates, solche Hauptwerke zu erhalten. "Ein derartiger Vorfall wäre in Frankreich undenkbar gewesen", betonte Spies. Wenn die deutsche Politik nicht aktiv werde, sagte er ein "tristes Theater" voraus: "Die Museen werden ärmer werden, und das Land wird weiterhin nicht nur große Schätze, sondern auch Identität verlieren."

Das Berliner Brücke-Museum hatte das Gemälde "Berliner Straßenszene" im Juni an eine Erbin der früheren jüdischen Besitzer zurückgegeben. Diese ließ das Bild Anfang November für fast 30 Millionen Euro versteigern. (tso/ddp)

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