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Die österreichische Schriftstellerin und Theaterautorin Elfriede Jelinek auf einem Foto von 1999. 2004 wurde sie mit Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. .

© dpa

NSU-Prozess: Jelinek schreibt Theaterstück zum NSU-Mordprozess

"Das schweigende Mädchen" heißt das Theaterstück, das Elfriede Jelinek über den Münchner NSU-Prozess schreibt. Es soll Johann Simons' letzte Saison an den Münchner Kammerspielen eröffnen.

Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (67) schreibt ein Bühnenstück über den NSU-Prozess. Die Münchner Kammerspiele eröffnen ihre
kommende Spielzeit mit der Uraufführung des Werkes, das den Titel „Das Schweigende Mädchen“ trägt.
Handlungsort ist der Gerichtssaal.

„Es ist wie immer bei Jelinek eine Riesen-Arbeit“, sagte Kammerspiele-Intendant Johan Simons, der das Stück als Regisseur auf die Bühne bringen wird, am Donnerstag. „Zwischen Prozessprotokollen, Medienberichten und literarischen Referenzen wagt sie einen tiefen Blick ins Unbewusste der deutschen Seele“, kündigte das Theater an.

„Eine Werwolf-Mordserie ist einem nie als das Mögliche erschienen“, sagte Jelinek in einem Interview mit Simons für das Spielzeitheft.
„Man hatte sich eigentlich schon in Sicherheit gewiegt und die Neonazis fast als Folklore betrachtet.“ Sie habe „den Medien und ihren Fantasien von einer türkischen Mafia
geglaubt“, sagte Jelinek weiter. „Wenn diese unglaublichen Lügen, die da verbreitet wurden (...), für wahr verkauft werden konnten, auch mir, die ich mir bis dahin immer
eingebildet habe, ein kritischer Mensch zu sein, dann ist alles wahr und gleichzeitig alles gelogen.“ Der Prozess um die Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“
(NSU) mit der schweigenden Hauptangeklagten Beate Zschäpe läuft seit mehr als einem Jahr vor dem Münchner Oberlandesgericht. Jelineks Stück ist nicht der erste Versuch, sich theatralisch mit den Taten der Terrorgruppe auseinanderzusetzen. Im Münchner Residenztheater kam bereits in dieser Spielzeit das Stück „Urteile“ über die Münchner NSU-Morde auf die Bühne. Auch in Frankfurt/Main, Karlsruhe und Köln gab es Uraufführungen.

Die kommende Saison ist für die Kammerspiele die letzte unter Leitung von Johann Simons. Der Niederländer wird 2015 neuer Chef der Ruhrtriennal; sein Nachfolger in München wird der Berliner Matthias Lilienthal. Mit „Das schweigende Mädchen“ inszeniert Simons seine vierte Jelinek-Arbeit. Außerdem arbeitet er in der kommenden Spielzeit mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern zusammen. „Ich muss folgen, der macht seine eigene Sache“, sagte Simons über Polt. dpa

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