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Kultur: Oh, mein Papa

KLASSIK

Jetzt ist es also Fakt, dass eine Erstaufführung aus dem Archiv der Sing-Akademie zu Berlin durch ebendiese Vereinigung vorliegt: Da die aus Kiew heimgekehrten Notenpakete bereits mikroverfilmt in der Fachwelt kursieren und Urheberrechte an Alter Musik nicht durchsetzbar sind, bleibt den Besitzern nur, mitzutun im globalen Konzert der Wiederentdeckungen dessen, was sich unter den Tausenden von Handschriften aus dem Umfeld Bachs Lohnendes finden mag. Nachdem ihnen die Matthäus-Passion des zweiten Bachsohnes von Konkurrenten weggeschnappt wurde, tritt das „Zelter-Ensemble“der Sing-Akademie im Kammermu siksaal mit der Johannes-Passion Carl Philipp Emanuel Bachs hervor. Der Chor ist nicht wiederzuerkennen und eine Verbindung zu den Zeiten Zelters, die in der müde gewordenen alten West-Berliner Sing-Akademie noch weste, strapaziert die Vorstellungskraft.

Als neuer Direktor präsentiert Joshard Daus eine junge Sängerschar, begleitet von Capriccio Basel, die in den Chorälen und Turbae frisch und flexibel reagiert. Das seltsam ehrgeizlose Werk, ein Dokument aus Hamburg 1772, enttäuscht, weil es sich überwiegend aus Fremdmusiken von Telemann, Stölzel bis zur sanften Assimilation des siegreichen alten Bach zusammensetzt. Vergnüglich ist, in den Rezitativen Klischees der Textvertonung bis in die einzelne Illustration aufzuspüren, erfreulich, den Sängern Jochen Kupfer (Jesus) und Gunnar Gudbjörnsson (Evangelist) zu lauschen.

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