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Kultur: Ohne Vertrauensbasis zum Orchester kann Elmar Weingarten Sir Simon Rattle keine Stütze sein

Das Berliner Philharmonische Orchester verliert seinen Intendanten: Elmar Weingarten, seit Herbst 1996 im Amt, wird seinen Posten zum Ende der Saison 2001 aufgeben. Es sei ihm "nicht gelungen, im Orchester eine Vertrauensbasis zu gewinnen, die hinreichend ist, um dem neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle eine hilfreiche Stütze zu sein", erklärte der 57-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe gestern in einer offiziellen Stellungnahme.

Das Berliner Philharmonische Orchester verliert seinen Intendanten: Elmar Weingarten, seit Herbst 1996 im Amt, wird seinen Posten zum Ende der Saison 2001 aufgeben. Es sei ihm "nicht gelungen, im Orchester eine Vertrauensbasis zu gewinnen, die hinreichend ist, um dem neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle eine hilfreiche Stütze zu sein", erklärte der 57-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe gestern in einer offiziellen Stellungnahme. Worte, aus denen eine große Enttäuschung über die geringe Handlungsfreiheit des Philharmoniker-Intendanten spricht: Aufgrund der weltweit einmaligen basisdemokratischen Organisationsstruktur der "deutschen Orchesterrepublik" geht die eigentliche Entscheidungsgewalt in künstlerischen Fragen bei den Philharmonikern vom Orchestervorstand aus. Bei der letzten Jahrespressekonferenz des Orchesters musste Weingarten zugeben, dass er seine Pläne einer "attraktiven Bespielung" des Gebäudes jenseits des Abendbetriebs nicht realisieren konnte. Immer noch ist das Haus am Potsdamer Platz tagsüber geschlossen, von Weingartens Idee eines "Ortes der Begegnung", an dem man "sinnvoll die Zeit zwischen Arbeit und Konzertbeginn" überbrücken kann, ist man weit entfernt. Lediglich die Konzertreihe "Sonntags um vier - Klavier", die auf Weingartens Initiative entstand, hat großen Erfolg.

Als sich Weingarten vor gut zwei Wochen im Tagesspiegel intensiv für das Projekt eines neuen populären Klassik-Senders mit regionalem Schwerpunkt einsetzte, schien es bereits, als wolle er sich hier einen neuen Arbeitsplatz für die Zukunft selber schaffen. Allerdings lehnte der Rundfunkrat inzwischen die Bewerbung von "Sky Classic" ab. Trotzdem dürfte es Elmar Weingarten kaum Schwierigkeiten bereiten, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, werden doch derzeit nicht nur bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen und in der Hamburgischen Staatsoper erfahrene Kulturmanager gesucht - auch in Berlin könnte sich ein neues Betätigungsfeld eröffnen: Just zum Jahreswechsel 2001 will der Intendant der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt, seinen Chefsessel räumen. Das Terrain ist Weingarten vertraut: Immerhin war er vor seiner Berufung zum Intendanten des Deutschen Symphonie-Orchesters Leiter der Musikabteilung der Festspiele.

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