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Kultur: Operndebatte: Roloff-Momin: Berlin begegnet Barenboim mit Antisemitismus

Ein Brief an Daniel Barenboim, den der ehemalige Kultursenator Ulrich Roloff-Momin in einer milden Vollmondnacht verfasst und dann den "Berliner Seiten" der "FAZ" zum Abdruck zur Verfügung gestellt hat, sorgte gestern für neuen Wirbel in der Diskussion um die geplante Fusion von Staatsoper und Deutscher Oper. In diesem Brief wirft Roloff-Momin ungenannten Berliner Politikern in Sachen Barenboim "fahrlässigen Antisemitismus" vor.

Ein Brief an Daniel Barenboim, den der ehemalige Kultursenator Ulrich Roloff-Momin in einer milden Vollmondnacht verfasst und dann den "Berliner Seiten" der "FAZ" zum Abdruck zur Verfügung gestellt hat, sorgte gestern für neuen Wirbel in der Diskussion um die geplante Fusion von Staatsoper und Deutscher Oper. In diesem Brief wirft Roloff-Momin ungenannten Berliner Politikern in Sachen Barenboim "fahrlässigen Antisemitismus" vor. Diese betonten stets die Bedeutung des Juden Barenboim, nicht aber des "Künstlers von Weltformat". Ein "führender Berliner" solle sogar gesagt haben "Jetzt hat die Juderei in Berlin ein Ende", weiß Roloff-Momin zu berichten.

Es war der CDU-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky, der auf Roloff-Momin reagierte: Er nannte den Vorwurf "ausgesprochen schäbig" und einen "unglaublichen Affront gegen Berlin". Er verbete sich die Frechheit, in diesem Zusammenhang von Antisemitismus zu sprechen, betonte Landowsky in einer Presseerklärung. "Dieser Vorwurf ist empörend und absurd. Ich weise ihn auch im Namen der Koalition schärfstens zurück, die das Konzept des Kultursenators unterstützt." Der "Schiller-Killer" Roloff-Momin habe offenbar "seine eigene Erfolglosigkeit nicht verkraftet und jedes Augenmaß verloren". Die jetzige Bühnenstrukturreform sei nicht zuletzt deshalb nötig geworden, so der CDU-Fraktionschef, weil Roloff-Momin es versäumt habe, rechtzeitig Strukturmaßnahmen einzuleiten.

Barenboim, der 1991 von Roloff-Momin an die Staatsoper verpflichtet worden war, soll Stölzls Pläne derweil als "unausgereift" abgelehnt haben, berichteten Mitglieder seines Orchesters, der Staatskapelle Berlin. Gemeinsam mit den Musikern wolle er demnächst einen Gegenvorschlag vorlegen. Der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper, Christian Thielemann, begrüßte dagegen Stölzls Vorstoß: "Endlich hat einer den Mut gehabt, der wirklich unhaltbaren Situation in Berlin zu begegnen."

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