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Kultur: Operngeflüster

Georg Quander ist den Berlinern bislang vor allem als Intendant der Staatsoper unter den Linden bekannt.Bei den Wochen der Alten Musik wird er in diesem Jahr auch als Regisseur von Johann Adolf Hasses Oper "Solimano" in Erscheinung treten.

Georg Quander ist den Berlinern bislang vor allem als Intendant der Staatsoper unter den Linden bekannt.Bei den Wochen der Alten Musik wird er in diesem Jahr auch als Regisseur von Johann Adolf Hasses Oper "Solimano" in Erscheinung treten.Mit Georg Quander sprach Jörg Königsdorf.

TAGESSPIEGEL: Herr Quander, zum ersten Mal seit ihrer Gründung präsentieren die Wochen der alten Musik ausschließlich Neuproduktionen.Sind drei Premieren in einem so engen zeitlichen Rahmen nicht ein finanzielles Wagnis für die Staatsoper?

QUANDER: Ja, aber eines, das wir kalkulieren können.Denn in den letzten Jahren haben wir hier für die Barockoper einen festen Publikumsstamm aufbauen können.Das sind zum Teil normale Staatsoperngänger, aber auch ein ganz speziell interessiertes und informiertes junges Publikum.Bei Barockopern läuft viel mehr über die Tageskasse und über Studentenkarten.

TAGESSPIEGEL: Ein Publikum, um das man mehr werben muß?

QUANDER: Deshalb haben wir uns 1995 entschlossen, unsere Barockaktivitäten in einer Art Festival zu bündeln.Wir hatten uns ja schon vorher um die Barockoper gekümmert, so standen bei den ersten "Wochen" nur Wiederaufnahmen auf dem Programm.Im nächsten Jahr werden wir diese Aktivitäten wieder entzerren und die Barockpremiere und die Wiederaufnahmen über die Spielzeit verteilen.Die Wochen der Alten Musik werden dann in zweijährigem Turnus stattfinden.

TAGESSPIEGEL: Versuchen Sie, mit den Festspielprogrammen langfristig alle Sparten der Barockoper abzudecken?

QUANDER: Soweit das in Anbetracht der Fülle eben möglich ist.Mit dem "Croesus" von Keiser ist in diesem Jahr die deutsche barocke Spieloper vertreten, mit Hasses "Solimano" Belcanto italienischer Prägung.Die Premiere des nächsten Jahres, Alessandro Scarlattis "Griselda", ist eine italienische Metastasio-Oper, gefolgt von Rameaus "Platée".Den Abschluß bildet dann ein Monteverdi-Zyklus in der Spielzeit 2001/02.

TAGESSPIEGEL: Das bleibt alles noch im barocken Rahmen.Die Alte-Musik-Bewegung ist aber schon längst bei den Werken des 19.Jahrhunderts angelangt.

QUANDER: Der Schnittpunkt liegt für uns bei Mozart.Daniel Barenboim und ich haben lange diskutiert, wie wir Mozart-Opern spielen sollen, auch unter dem Aspekt einer Spielplanbereicherung für Berlin.Wir haben uns dafür entschieden, die Mozart-Opern mit der Staatskapelle zu spielen, die ja fester Bestandteil der Staatsoper und für das klassische Repertoire kompetent ist.

TAGESSPIEGEL: Was machen Staatskapelle und Opernchor denn überhaupt während der Wochen der Alten Musik?

QUANDER: Die Staatskapelle nimmt Tarifurlaub, da durch unser Engagement bei den Salzburger Festspielen der Sommerurlaub erheblich verkürzt wird.Der Chor ist beim "Solimano" dabei und bereitet sich nebenher schon auf die "Tannhäuser"-Premiere vor.So entstehen keine zusätzlichen Kosten, denn das Engagement des "Concerto Köln" wird durch Einnahmen ausgeglichen.

TAGESSPIEGEL: Im Original dauern barocke Opern oft fünf bis sechs Stunden.Nach welchen Kriterien finden Sie den Grat zwischen Zumutbarkeit für das Publikum und historischer Werktreue?

QUANDER: Im "Solimano" haben wir jedem eine Arie weggenommen und in den Rezitativen einiges gestrichen.Dadurch kommt das Werk auf die vertretbare Don-Giovanni-Länge von drei Stunden.

Die Wochen der alten Musik werden

heute abend mit der Premiere der Oper "Croesus" eröffnet.

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