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Oscar-Verleihung: Salam!

Farhadis bewegende Rede: ein Oscar für Iran.

Eine Begrüßung auf Persisch, schon das ist eine kleine Sensation bei der Oscar-Gala. Weil noch nie eine iranische Produktion bester fremdsprachiger Film wurde und weil Asghar Farhadis Familiendrama „Nader und Simin“ gleich zwei chancenreiche Konkurrenten ausstach. Ähnlich wie beim Dokumentar-Oscar dürfen nämlich nur jene Academy-Mitglieder abstimmen, die die nominierten Filme nachweislich im Kino gesehen haben. Das reduziert die Zahl der Wählenden, meist sind es Ältere, die Zeit dafür haben. Wegen Hollywoods jüdischer Tradition gewannen deshalb häufig Filme den Auslands-Oscar, die vom Holocaust handeln, Filme wie „Das Leben ist schön“, „Nirgendwo in Afrika“ oder „Die Fälscher“. Dieses Jahr passten Agnieszka Hollands „In Darkness“ sowie die israelische Vater-Sohn-Tragikomödie „Footnote“ ins Schema. Trotzdem machte Farhadis Ensemblefilm das Rennen – ein Werk, das seit dem Berlinale-Sieg 2011 weltweit über 50 Preise gewann, aber bei Hardlinern immer nur für das Land steht, das zu den Feinden Israels zählt.

Das gab es noch nie: „Nader und Simin“ hat nicht nur den Bären, den Globe, den Oscar und asiatische Filmpreise gewonnen, sondern auch beim wichtigsten iranischen Filmfestival: Alleine die Trophäen-Palette vereint Welten, die sonst getrennt oder total zerstritten sind. Von einem heillosen Dilemma erzählt der Film ja auch, von Eheleuten, die für die Zukunft ihrer Tochter ausreisen möchten, wegen des kranken Großvaters aber nicht weggehen können.

Farhadis bewegende Worte, die auf den aktuellen Atomstreit wie auf seine von Zensur und Justizurteilen drangsalierten iranischen Kollegen anspielen, sind die einzige politische Rede der Gala. „Viele Iraner in der ganzen Welt schauen jetzt zu. Ich denke, sie sind jetzt glücklich“, sagte der 40-jährige Regisseur. „Weil ihr Land in einer Zeit, in der unter Politikern von Krieg, Einschüchterung und Aggression die Rede ist, wegen seiner ruhmreichen Kultur gewürdigt wird. Eine reiche und uralte Kultur, die unter dem Staub der Politik verschwunden ist. Stolz widme ich diesen Preis meinen Landsleuten, die alle Kulturen und Zivilisationen respektieren und jede Feindseligkeit verachten.“ Das traurige Nachspiel: Vertreter des iranischen Regimes beeilten sich sogleich, Farhadi absichtsvoll misszuverstehen und seinen Oscar als „Triumph über das zionistische Regime“ zu vereinnahmen. chp

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