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Kultur: Passt wie angegossen

Komödie am Ku’damm: Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht sind „Ein seltsames Paar“

Hart, aber wahr: So richtig gut verkaufen sich Boulevardtheater-Produktionen eigentlich nur dann, wenn die Massen mindestens einen der Mitspieler aus dem Fernsehen oder Kino kennen. Auf Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht trifft das spätestens seit ihrem gemeinsamen Megahit „Männer“ von 1985 in der Regie von Doris Dörrie zu. Darum hat das Theater am Kurfürstendamm beim Berlin-Gastspiel der beiden die üblichen Ticketpreise auch ordentlich nach oben aufgerundet. Top-Zuschlag, wie beim Fußball.

Die Jungs sind aber auch ihr Geld wert: Neil Simons „Ein seltsames Paar“ haben sie sich ausgesucht, jenen legendären und unverwüstlichen Komödien-Klassiker von 1965, der auch als Leinwandversion mit Walter Matthau und Jack Lemmon mächtig Kasse machte. Mitte November kam die Inszenierung von Stefan Zimmermann in München heraus, bis wenige Tage vor der Berliner Premiere wurde die Show dort en suite gespielt – mit dem unschätzbaren Vorteil für das hauptstädtische Publikum, dass Lauterbach und Ochsenknecht perfekt aufeinander eingespielt sind, schwindelfrei auf dem schmalen Grat zwischen cooler Professionalität und laxer Routine wandeln.

Wie eine Big Band, die allabendlich ihre Standards serviert und dabei immer raffinierter wird, haben Ochsenknecht und Lauterbach in den Münchner Monaten jedes Text- und Gag-Detail ausgiebig auf Effekt ausgetestet, so dass ihr Spiel nun absolut natürlich wirkt. Die Unverschämtheiten fliegen hin und her, die Pointen treffen millimetergenau. Natürlich ist Simons Groteske um den pingeligen Hypochonder Felix, der bei seiner Frau rausfliegt und sich daraufhin mit dem schlampigen Macho Oscar zur Not-WG zusammenfindet, eine absolut sichere Bank. Natürlich ist die fabelhafte, stilsichere Übersetzung von Michael Walter eine ideale Arbeitsgrundlage. Doch die Lockerheit, mit der es Lauterbach und Ochsenknecht zweieinhalb Stunden lang in ihrer klapprigen Beziehungskiste rappeln lassen, kann sich nur im Dauerbetrieb einstellen.

Zur Hauptstadt-Premiere mit viel Prominenz von Wowereit bis Pfitzmann saß die Inszenierung jedenfalls wie ein Maßanzug - und zwar bis in die kleinste Nebenrolle. Selbst die Stichwortgeber haben in der rasant abschnurrenden Show Charakter: So kantige, grantige Zeitgenossen wie die Zocker-Clique mit dem ewig schwitzenden Rechtsanwalt (Lutz Bembenneck), dem verkifften Polizisten (Hardy Hoosmann) und Michael Boettge, dem sein Hut auf dem Kopf festgewachsen scheint, bekommt man im Boulevard wahrlich nicht oft zu sehen.

Selbst der missmutigste Kritiker vermag da wohl nur einen einzigen Schönheitsfehler zu entdecken: Alle Vorstellungen sind leider schon ausverkauft.

Täglich außer Montag, bis 2.3.

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