zum Hauptinhalt

PAUKEN & Trompeten: Dame und Ritter

Seit vier Jahren ist die historische Aufführungspraxis in England im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig. Denn 2007 geruhte die Queen, Emma Kirkby in den Rang einer Dame zu erheben und stellte die berühmteste Sängerin der Alten-Musik-Szene damit auf eine Stufe mit Diven wie Elisabeth Schwarzkopf und Joan Sutherland.

Seit vier Jahren ist die historische Aufführungspraxis in England im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig. Denn 2007 geruhte die Queen, Emma Kirkby in den Rang einer Dame zu erheben und stellte die berühmteste Sängerin der Alten-Musik-Szene damit auf eine Stufe mit Diven wie Elisabeth Schwarzkopf und Joan Sutherland. Wenn man so will, hat diese Nobilitierung den Schlussstrich unter eine Ära gezogen, in der die Sänger des vorklassischen Repertoires nicht wirklich ernst genommen wurden. Wer Barockoper singt, hieß es lange (manchmal nicht zu Unrecht), tut das nur, weil er oder sie nicht genug Stimme für Mozart und Wagner hat. Gerade über Dame Emma wurde viel Häme ausgegossen – wohl das Schicksal aller Pionierinnen.

Aber weil Kirkby ihren kristallklaren Sopran auch nie überfordert hat, ist ihre Stimme jetzt noch erstaunlich frisch, und mit ihren 62 Jahren ist Dame Emma noch rege auf Tour. Im Dezember schaut sie in Berlin vorbei, aber wer nicht so lange warten möchte, hat am Sonntag in einer Woche im Musikinstrumentenmuseum die Gelegenheit, zwei ihrer langjährigen Weggefährten zu erleben: die Basler Gesangsprofessorin Evelyn Tubb und den Lautenisten Anthony Rooley, dessen Renaissance-Ensemble „The consort of musicke“ in den siebziger Jahren der Ausgangspunkt der Karriere beider Sängerinnen war.

Frisch geehrt ist Veronique Gens, die sich seit Anfang dieses Jahres mit dem Titel eines Chevaliers der französischen Ehrenlegion schmücken darf. Wenn man sich die Biografie der Französin anschaut, merkt man, wie viel sich seit den Pioniertagen von Dame Emma geändert hat: Gens kommt zwar aus der Alten Musik, singt aber auch romantisches Repertoire an den großen Opernhäusern und war in Berlin unter anderem als Debussys zartfühlende Mélisande zu erleben.

Das ist Wandel durch Annäherung. Einerseits sind die Opernhäuser heute offen für Barock und historische Aufführungspraxis auch im traditionellen Repertoire, andererseits sind Sänger wie Gens schon viel selbstverständlicher mit Alter Musik aufgewachsen. Die Programme, die sie diese Woche in Berlin absolviert, sind dafür ein gutes Beispiel: Am Montag ist im Kammermusiksaal mit dem Freiburger Barockorchester die französische Barockoper an der Reihe, von Freitag bis Sonntag widmet sich Madame Chevalier mit Michael Gielen und dem Konzerthausorchester Berlioz’ Zyklus „Les nuits d’été“.

Jörg Königsdorf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false