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PAUKEN & Trompeten: Man hört deutsch

Jörg Königsdorf erkundet den Spielraum nach Wagner

Man kann Kirsten Harms nicht vorwerfen, dass sie den Namen ihres Hauses nicht ernst nehmen würde. Wo Deutsche Oper draufsteht, soll auch deutsche Oper drin sein. Mit der Uraufführung von Walter Braunfels’ „Heiliger Johanna“ hat die Intendantin gerade ein Beispiel dafür geliefert, dass jenseits der big names Wagner und Strauss noch Entdeckungen zu machen sind.

Wer durch die „Johanna“ neugierig auf die deutsche Musik zwischen Spätromantik und früher Moderne geworden ist, bekommt in dieser Woche an der Bismarckstraße ein umfangreiches Programm geliefert. Schon beim Sinfoniekonzert am Montag lotet Dirigent Michael Schönwandt mit Werken von Hindemith, Berg und Strauss das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation aus, in dem jeder deutsche Komponist zwischen 1900 und 1940 Position beziehen musste. Natürlich wurden sie alle daran gemessen, wie weit sie sich vom Vorbild Wagners entfernten. Das heroische Potenzial der Musik schien allerdings mit Wagner selbst weitgehend ausgeschöpft. Jedenfalls ist es kaum ein Zufall, dass deutsche Komponisten anschließend nur zu einem persönlichen Stil fanden, indem sie entweder wie Strauss das Pathos durch einen naturalistischeren Schauspielton brachen oder in milde Märchenwelten flüchteten.

Diesen zweiten Weg wählte der Mahler-Freund Alexander Zemlinsky, für dessen Traumgörge sich die deutsche Oper in der letzten Saison stark machte. Damals zog die Produktion, etwas unglücklich gegen Saisonende platziert, zwar nicht allzu viele Besucher an, aber im Zuge des „Johanna“-Erfolgs ist vielleicht auch das Interesse für dieses Stück gestiegen. Am 23. Mai steht Joachim Schloemers Inszenierung noch einmal auf dem Spielplan.

Jörg Königsdorf

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