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Kultur: Peter Barg kaufte ein Industriegelände und schafft seitdem Raum für Kunst, Kultur und Gewerbe

Wenn Geschäftsmann Peter Barg morgens in Wilmersdorf ins Auto steigt, freut er sich jedes Mal auf die Ankunft in Oberschöneweide. Dort holt er dann als Erstes ganz tief Luft und genießt den Ausblick: auf sandfarbene, denkmalgeschützte Industriebauten und das Ufer der Spree, das er besonders idyllisch findet.

Wenn Geschäftsmann Peter Barg morgens in Wilmersdorf ins Auto steigt, freut er sich jedes Mal auf die Ankunft in Oberschöneweide. Dort holt er dann als Erstes ganz tief Luft und genießt den Ausblick: auf sandfarbene, denkmalgeschützte Industriebauten und das Ufer der Spree, das er besonders idyllisch findet. Vor zwei Jahren hatte der Kaufmann, der zur Führungsspitze von Ruhnke-Optik gehörte, das 73 000 Quadratmeter große Areal an der Wilhelminenhofstraße erworben. "Ich habe mich sofort in die riesigen Industriehallen verliebt und den Kauf noch keine Sekunde bereut."

Barg, der selbst aus einer Künstlerfamilie stammt, wollte schon immer etwas zur Entwicklung von Kunst, Kultur und Wissenschaft beitragen. Und diesen Traum verwirklicht er nun nach und nach in seinem Kultur- und Technologiezentrum Rathenau. Seit dem Umbau der riesigen Hallen sind dort 40 Ateliers der Karl-Hofer- Gesellschaft entstanden, in denen zahlreiche Künstler wirken. Mehrere Agenturen eröffneten ihre Büros, Dienstleister und auch produzierende Unternehmen zogen ein. Barg, der über gute Kontakte zur Wirtschaft verfügt, sucht sich seine Mieter selber aus. Er verlangt eine "unspektakuläre Miete", von Künstlern manchmal kurzzeitig auch gar nichts, wie er betont. "Damit will ich zum Aufschwung von Oberschöneweide beitragen." Nur das sei wichtig, um seine Person gehe es ihm dabei überhaupt nicht, sagt der sportliche grauhaarige Mann, der sein Alter nicht gern preis gibt. Dieser Anspruch mag auch der Grund sein, dass man von den zahlreichen Veranstaltungen in einer seiner Hallen kaum etwas erfuhr. So wurde kein Aufhebens um das Treffen von 30 000 Ford-Händlern aus der ganzen Welt gemacht, und dass die Eröffnungs-Gala zur Funkausstellung aus Oberschöneweide gesendet wurde, wussten auch nur Interessierte. "Es gibt zu viele Neider," begründet der Wilmersdorfer seine Zurückhaltung. Sicher sei er ein wenig stolz auf das Erreichte, gibt er zögerlich zu. Doch manchmal ärgert er sich, dass für kleine Veränderungen so viele bürokratische Hürden zu überwinden sind. Vieles könnte schneller gehen. Auch im Köpenicker Bezirksamt beißt er manchmal auf Granit. So seien "versicherungstechnische Fragen", die mit dem bereits fertigen Uferwanderweg zusammenhängen, nach mehreren Gesprächen immer noch ungeklärt. Doch Barg ist hartnäckig und deshalb will er den Verantwortlichen auch weiterhin auf die Füße treten.

Einige der Freunde, die Barg vor dem Kauf des alten Industriegeländes gewarnt hatten, kommen inzwischen gern zu Besuch nach Oberschöneweide. Mitunter erwartet sie eine Partie "Wasser-Golf", bei dem von einer kleinen Matte aus die Bälle ans andere Ufer geschlagen werden. Für Barg, der schon seit 42 Jahren an seinem Handicap arbeitet, sind die 180 Meter Entfernung kein Problem.

Manchmal sitzt Barg aber auch ganz allein am Wasser: Neben dem alten Kranhaken, der nach der Stilllegung des Transformatorenwerkes an Land gezogen wurde. Er hat dort ein kleines Schild zum Gedenken an die Familie Rathenau - Emil Rathenau gründete einst die AEG - anbringen lassen. Barg: "Hier kann man wunderbar träumen." Zum Beispiel von Gleichgesinnten, die in Oberschöneweide ein Mediencenter bauen.

Steffi Bey

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