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Kultur: Petras ante portas

Die Pläne für das neue Maxim Gorki Theater

„Wie sich das gehört, fängt jetzt, wo wir hier einziehen, der Frühling an“, sagt Armin Petras bei seiner Antrittspressekonferenz als Intendant des Maxim Gorki Theaters Berlin im Palais am Festungsgraben. Tatsächlich beginnt genau in dem Moment, in dem er zur Präsentation seiner Pläne ansetzt, die Sonne durch die Fenster des Lichtsaals zu scheinen. Überhaupt gibt sich der kommende Gorki-Chef gut gelaunt: „Wir versprechen gar nichts, außer, dass wir uns Mühe geben.“

Was er dann verkündet, klingt jedenfalls viel versprechend. Trotz des eher übersichtlichen, für zwei Jahre fixen Etats, den der neue Geschäftsführer Klaus Dörr mit 8,3 Millionen Euro beziffert. Zwei Spielplanlinien sehen Petras und seine Chefdramaturgin Andrea Koschwitz für die Neuprofilierung des Gorki nach der Intendanz von Volker Hesse in der Berliner Theaterlandschaft vor.

Zum einen will man sich unter dem Oberbegriff „Historizität“ auf den Standort im Allgemeinen und die Geschichte des Hauses im Besonderen beziehen, „preußische, DDR-, bundes- und gesamtdeutsche Autoren spielen, die über die Brüche und Widersprüche dieses Hauses etwas für die Gegenwart erzählen“. Der historische Bogen reicht von Kleist, dessen „Prinz Friedrich von Homburg“ Petras im Januar 2007 in Koproduktion mit dem Schauspiel Frankfurt inszenieren wird, bis zu Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ unter der Regie des neuen Hausregisseurs Peter Kastenmüller im Dezember 2006.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Gegenwartsdramatik – laut Petras nach wie vor „eine Lücke in dieser Stadt“. Neue Stücke von Dea Loher, Anja Hilling oder Thomas Freyer kommen zur Ur-, junge europäische Dramatik zur deutschen Erstaufführung. Im Oktober hat zudem Maxim Billers eigens für das neue Gorki verfasste Beziehungsgroteske „Menschen in falschen Zusammenhängen“ Premiere. Die Studiobühne soll – ähnlich wie in der letzten Hesse-Zeit – Werkstattcharakter haben und im Einheitsbühnenbild mit neuen Leuten, Formen und Formaten experimentieren. Für die erste Saison liefert der Namenspatron des Gorki Theaters den Slogan: „Kinder der Sonne 1-3“.

Bewährtes neben radikal Neuem – der Grundsatz der Spielplangestaltung gilt auch für die Besetzung. Regisseure wie Sebastian Baumgarten, Jan Bosse oder Stefan Bachmann sollen hier regelmäßig neben Newcomern wie Matthias Huhn oder Simone Eisenring inszenieren. Was das 19-köpfige Ensemble betrifft, war der prominenteste Zugang bereits klar: Fritzi Haberlandt, bisher häufiger in Hamburg zu sehen, kommt fest ins Ensemble, mit ihr treten Peter Kurth, Peter Moltzen, Hilke Altefrohne und Robert Kuchenbuch an. Ronald Kukulies kommt fest von der Schaubühne, Cristin König und Yvon Jansen werden regelmäßige Gäste.

Zur Spielzeiteröffnung am 29. und 30. September verspricht der ungemein aktive Armin Petras unter dem Motto „Spuren.Suche“ ein großes „Theaterspektakel“, das mit neun Inszenierungen die programmatischen Sujets, neuen Regisseure und Schauspieler vorstellt. Der Fokus liegt auf „realistischen Autoren des 20. Jahrhunderts, die als Betroffene, aber nicht mit Betroffenheit“ Zeugnis ablegten: Rainer Werner Fassbinder und Wolfgang Borchert, Heiner Müller oder Einar Schleef.

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