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Kultur: Peymanns Rettung

Die Entwarnung hat zehn Zeilen.Claus Peymann, der designierte Intendant des Berliner Ensembles, und Rolf Hochhuth, als Vertreter der Eigentümerin des Theaterhauses am Schiffbauerdamm, erklären: Die Zukunft von Ensemble und Gebäude ist gesichert.

Die Entwarnung hat zehn Zeilen.Claus Peymann, der designierte Intendant des Berliner Ensembles, und Rolf Hochhuth, als Vertreter der Eigentümerin des Theaterhauses am Schiffbauerdamm, erklären: Die Zukunft von Ensemble und Gebäude ist gesichert.Bemerkenswert dabei: Nicht der Berliner Kultursenator oder sein Chefunterhändler, kein Anwalt - nein, zwei Theaterleute geben die Einigung bekannt.Was sie zunächst nicht bekanntgeben, hat auch damit zu tun - und ist die eigentliche Nachricht: Peymann wird Hochhuths dramatisches Hauptwerk "Der Stellvertreter" in das Repertoire des Berliner Ensembles (BE) aufnehmen.Dies zu verbreiten, blieb Hochhuth in einer eigenen Stellungnahme vorbehalten.Eine vermutlich den Verhandlungsverlauf entschlüsselnde Geste: Die Entscheidung Peymanns, Hochhuths Stück, wie einst an der Wiener Burg, auch in Berlin zu seinem Stück zu machen, hat den Autor bewogen, sein Faustpfand, die Immobilie, preiszugeben.Man könnte auch sagen: nicht länger zu mißbrauchen.Nun fragt man sich, nach dem zähen Schlagabtausch der letzten Wochen: Mußte das sein? Die Antwort lautet offenbar: Ja.Erst als klar wurde, daß der Berliner Senat weitere Modifizierungen an dem Vertragstext nicht mehr dulden würde, stellte sich bei Hochhuth Einsicht ein.Das Zusammenfallen dieser Drohgebärde mit der plötzlichen Vakanz des Schiller-Theaters mag dabei keine entscheidende Rolle mehr gespielt haben, kam aber, aus Senatssicht, gewiß zur rechten Zeit.Andererseits hätte Kulturstaatssekretär Lutz von Pufendorf dem Dramatiker Hochhuth in keinem Falle das zugestehen können, was er von dem Burgtheater-Direktor serviert bekommen hat.Nur Peymann konnte Hochhuth dort packen, wo Politikern meist der Zugang verwehrt bleibt: bei der literarischen Ehre, gelegentlich verwechselt mit künstlerischer Eitelkeit.Peymann hat dabei psychologisches Geschick bewiesen und den gordischen Knoten zerschlagen.

Nun ist die Meldung über eine Einigung mit Hochhuth freilich in den vergangenen Monaten schon mehrfach verbreitet, kommentiert und schließlich wieder dementiert worden.Fest steht: Es wird die letzte Positiv-Verlautbarung dieser Art zum Thema sein.Ein nächstes Mal gibt es nicht.Sollte der aufgestiegene weiße Rauch sich abermals in graue Rußschwaden verwandeln, wäre der Schaden irreparabel.Die Risiken eines unglückseligen Dacapos indes sind glücklicherweise gering.Und Peymann hat dabei mitgeholfen, das BE zu retten und damit auch seinen neuen Job. mmw

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