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Teamplayer. Die Staatskapelle Berlin und Klaviervirtuosin Elisabeth Leonskaja am Flügel.

© Monika Rittershaus

Pianistin Elisabeth Leonskaja im Boulez Saal: Das Tänzeln der Töne

Die Staatskapelle und Pianistin Elisabeth Leonskaja spielen im Pierre Boulez Saal einen Brahms-Zyklus.

Das Streichquartett ist eine der beliebtesten Gattungen der Kammermusik. Klavierquartette oder gar Klavierquintette fristen dagegen oft ein kümmerliches Schattendasein, denn weder an Zahl noch an Bedeutung können sie mit ihrem großen Geschwister mithalten. Diese also leicht exotisch anmutende Gattung hat sich das Streichquartett der Staatskapelle Berlin für seinen zweiteiligen Brahms-Zyklus ausgesucht.

Das Programm des 2016 gegründeten Ensembles beschränkte sich bislang fast ausschließlich auf Werke Franz Schuberts. Letztes Jahr spielten die Stimmführer der Staatskapelle an vier Abenden alle Streichquartette des österreichischen Komponisten im Pierre Boulez Saal. Nun also bringen sie an gleicher Stelle Johannes Brahms’ Klavierquartett Nr. 3 und das Klavierquintett zur Aufführung.

Das Besondere an diesem Abend ist also die Besetzung. Und es ist dann auch nicht irgendeine x-beliebige Pianistin, die die Violinisten Wolfram Brandl und Krzysztof Specjal, die Bratscherin Yulia Deyneka und den Cellisten Claudius Popp unterstützt. Nein, es ist niemand Geringeres als die berühmte russische Klaviervirtuosin Elisabeth Leonskaja, die hinter dem Flügel Platz nimmt.

Das Zusammenspiel ist großartig

Bei Brahms’ Klavierquartett steht sie allerdings erst mal ein wenig im Hintergrund. Ihre Interpretation ist recht zurückhaltend. Vielleicht legen die Streicher sich aber auch zu sehr ins Zeug – vor allem das Allegro und das Scherzo gehen Elisabeth Leonskaja mit ruppig-perkussivem Klang an. Im Gegensatz dazu stehen die zarten und doch kraftvollen Klänge des Pianos, denn Leonskaja spielt immer schön leichtfüßig. Die Töne tänzeln nur so dahin.

Krzysztof Specjal muss beim ersten Stück des Abends noch aussetzen. Beim zweiten, dem Klavierquintett, ist er dafür umso wichtiger. Das Zusammenspiel mit Wolfram Brandl ist großartig, dessen expressives, von ausführlichem Vibrato-Einsatz geprägtes Spiel trifft auf Specjals etwas schnörkelloseren und direkten Stil. Eine ungemeine Spannung bildet sich so in der Zwiesprache der beiden Violinen.

Den schon aufgrund der Besetzung volleren Sound des Klavierquintetts setzen Elisabeth Leonskaja und die Staatskapellen-Musiker mit einer beeindruckenden Klangvielfalt um. Mal ist das kammermusikalisch-intim, sodass man ganz vergisst, dass man im gar nicht so intimen Pierre-Boulez-Saal sitzt. Mal aber auch tosend und voll wie ein ganzes Orchester, Leonskaja lässt den Flügel brodeln und knarzen, das Cello grummelt, und die Geigen singen verzweifelt.

Elias Pietsch

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