zum Hauptinhalt

Stadtbild: "Pinkel-Treffpunkt" Kölner Dom

Der Kölner Dom leidet unter Graffiti, Tauben und der Uneinsichtigkeit seiner Besucher. Nun soll eine Grundreinigung statt finden. Wieder einmal.

Köln - Er ist das Wahrzeichen Kölns, gilt als beliebtester Ort der Deutschen und wird jährlich von Millionen von Touristen fotografiert. Doch richtig fotogen ist der Dom längst nicht überall - in Köln wird derzeit heftig über seine Sauberkeit diskutiert. Die "Hohe Domkirche St. Peter und Maria" wird von Obdachlosen in direkter Nähe belagert, der Dionysos-Brunnen vor dem Eingang des Baptisteriums scheint zum "Pinkel-Treffpunkt" geworden zu sein. Nach Graffiti in jeglicher Form und Farbe muss man nicht lange suchen.

Nun soll das Gebiet rund um die gotische Kathedrale wieder einmal eine Grundreinigung erhalten. Und es ist eine schwere Aufgabe, den Dom im Glanzlicht erscheinen zu lassen. "Wenn täglich zehntausende Menschen am Dom entlanggehen, ist es nicht leicht, immer alles sauber zu halten", sagt Robert Kilp, Leiter des Ordnungsamtes Köln. Graffiti werden entfernt, der Brunnen gereinigt. Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner ist sehr erfreut darüber, dass die Stadt zum Besen greift: "Es gibt noch immer viel zu tun, dass ist eine große Fläche. Aber es ist gut, dass sie angefangen haben."

Eine Sisyphus-Aktion

Doch die groß angelegte Reinigung scheint eine Sisyphus-Aktion zu sein. Denn schon seit vielen Jahren plagt sich die Stadt mit dem Schmutz-Problem am Weltkulturerbe herum. "Unser Ziel ist es, die Domumgebung sauberer zu machen. Das ist schon seit zehn Jahren eine große Herausforderung", erklärt Kilp. So gebe es seit längerem bereits eine Domstreife. Allerdings ist das in den Augen von Schock- Werner lange noch nicht genug. Die Probleme rund um die 157 Meter hohe Kathedrale seien struktureller Natur. "Da muss es jemanden geben, der systematisch nachguckt", fordert die erste weibliche Dombaumeisterin in der knapp 760-jährigen Geschichte des Doms.

Diese Aussage stößt beim Ordnungsamtsleiter auf wenig Verständnis. Denn schließlich gucke die Stadt da immer mal wieder hin. "Der Vorwurf von Frau Schock-Werner ist unbegründet, sie soll sich da mal an die eigene Nase fassen. Zum Beispiel bei der Kasa, da ist sie nämlich auch Mitglied." Die Kölner Anti Spray Aktion (Kasa) erledigt einen Großteil der Reinigungsarbeiten am Dom und entfernt mit mehreren Trupps das Graffiti rund um den Roncalliplatz und der Domplatte. Zudem sollen, sobald entdeckt, neue Graffiti-Schmierereien sofort der Kasa gemeldet werden.

Keine langfristigen Lösungen

Graffiti stellt aber nur ein Teilproblem dar. Hinzu kommen weitere Schwierigkeiten wie die der Obdachlosen und der Tauben. Hier sind langfristige Lösungen nicht in Sicht. "Die Tauben kriegen Sie natürlich nicht weg", weiß Kilp. Das Problem hat auch Schock-Werner längst erkannt: "Strafen helfen bei den Taubenfreunden ja auch nicht, dass sind alles Überzeugungstäter."

Kilp setzt auf die einfachste, logisch klingende und doch schwierigste aller Möglichkeiten: "Die einzig wahre Lösung ist die Einsicht bei der Bevölkerung." Mit dem 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag Anfang Juni steht in Köln wieder ein großes Event an - da will sich die Domstadt angesichts von mehr als einer Million erwarteten Gäste ordentlich herausputzen. (Von Torsten Johannknecht, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false