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Kultur: Plagiat und Plattitüde

Schriftstellerdrama: „Der Dieb der Worte“.

Zu den Mythen der Literaturgeschichte gehört eine Reisetasche mit Manuskripten von Ernest Hemingway, die dessen Frau Hadley Richardson 1922 auf dem Pariser Gare de Lyon verloren ging. Die frühen Schriften des großen Erzählers tauchten nicht wieder auf. Hemingway soll seiner Frau nie verziehen haben.

An diese Anekdote knüpfen Brian Klugman und Lee Sternthal in ihrem Regiedebüt „Der Dieb der Worte“ an und erzählen die Geschichte eines erfolglosen New Yorker Nachwuchsautors, der auf der Hochzeitsreise in Paris eine alte Aktentasche kauft und darin ein Manuskript findet. Die Worte des anonymen Autors berühren Rory (Bradley Cooper) tief und er tippt sie in seinen Computer ein. Das Buch wird ein Bestseller und auch Rorys vormals abgelehnte Manuskripte sollen nun verlegt werden. Aber dann sitzt eines Morgens im Park ein alter Mann (Jeremy Irons) neben ihm auf der Bank. Er sagt, dass er der Autor der Geschichte sei, die ihn reich und berühmt gemacht hat.

Auf drei Zeitebenen verhandeln Klugman und Sternthal ihre moderat unterhaltsame Story. Die Rahmenhandlung bildet die Lesung eines populären Schriftstellers (Dennis Quaid), der über Rorys Schicksal, aber möglicherweise auch über sich selbst geschrieben hat. Zudem berichtet der alte Mann von den dramatischen Ereignissen um den Verlust des Manuskriptes. Doch was sich als ausgetüfteltes Gedankenspiel über das Verhältnis von Realität und Fiktion, Original und Plagiat, gelebtem Leben und angeeignetem Erfolg geriert, kommt in seine Einzelteile zerlegt selten über lebensphilosophische Plattitüden hinaus. Martin Schwickert

Filmkunst 66, Colosseum, OV: Cinestar Sony-Center

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