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© dpa

David Garrett: Der Beckham der Violinisten

Er spielt auf einer 300 Jahre alten Stradivari und trägt dazu lässig Jeans und Armee-Hemd. Der 27-Jährige Deutsch-Amerikaner mit dem Drei-Tage-Bart und blondem Zopf schert sich wenig um althergebrachte Konventionen.

Das ehemalige Wunderkind hat mit zehn Jahren bereits sein Konzertdebüt mit den Hamburger Philharmonikern gegeben und mit zwölf Jahren gemeinsam mit Jehudi Menuhin auf der Bühne gestanden. Den Feinschliff bekam Garrett, der als Jugendlicher bei der polnischen Geigerin Ida Haendel lernte, als Student von Itzhak Perlman an der renommierten Juilliard School in New York.

Geiger als Popstar

Bei Garrett paart sich Können mit gutem Aussehen - "Beckham der Violinisten" wird er genannt - und Mädchenherzen lässt er höher schlagen. Ein Geiger als Popstar - solche Kontraste und Grenzgänge gefallen Garrett, der sich auch schon als Model in New York verdingte. Am 13. Dezember tritt er in der José Carreras Gala auf. Im März 2008 kommt er auf Deutschland-Tournee.

Bach und Mozart liebt er, aber Garrett hat auch kein Problem damit, langsame Songs der Heavy-Metal-Band Metallica auf der Geige zu spielen. Dennoch legt er Wert auf die Feststellung, dass er weiterhin in der Klassik verwurzelt sei. "Ich bin immer noch in der Klassik drin." 95 Prozent seiner Konzerte jedes Jahr bestünden aus Klassik. Sein Repertoire umfasst auch die großen klassischen Violinkonzerte von Beethoven, Brahms, Sibelius und Tschaikowsky bis zu selten gespielten Violinkonzerten von Conus, Schumann und Dvorák.

Aber er liebt eben auch Pop, Rock und Techno. Garrett hat eine Mission - er will jungen Menschen klassische Musik nahe bringen. "Wenn man so einen 17-Jährigen irgendwo reinbringt, wo viele Leute im Anzug rumlaufen und nur er in Tennisschuhen, da fühlt er sich einfach nicht wohl", sagt Garrett. Dafür tritt der Star-Geiger auch mal in Jeans und Mütze auf und unterhält sich von der Bühne aus mit seinem Publikum.

"Vanessa May hätte niemals Karriere in der Klassik gemacht"

Den Vergleich mit Stars wie Vanessa May empfindet Garrett dabei als Provokation. "Das ist die Vermarktung einer hübschen Frau die sexy ist und Geige spielt, sie hätte nie in der klassischen Musik eine Karriere gemacht", sagt er. "Die Leute wissen, dass ich spielen kann." Er hat vier CDs mit der Deutschen Grammophon aufgenommen. Mit 13 Jahren unterzeichnete er dort als jüngster Künstler einen Exklusivvertrag. Garrett tourte durch die bedeutendsten Konzertsäle der Welt von Europa bis Japan. In einem Monat spielte er sieben Mal in der Royal Albert Hall. "Ich nenn es mein Wohnzimmer", sagt er lässig.

Der international renommierte Dirigent Zubin Mehta prophezeit Garrett eine "überwältigende Präsenz in der Musikwelt des 21. Jahrhunderts". Und der inzwischen gestorbene Virtuose Menuhin urteilte schon vor Jahren: "David spielt einfach wundervoll." Aber auch Wunderkinder haben mal eine Krise. So nahm Garrett mit 17 Jahren eine Auszeit und spielte ein Jahr fast gar nicht. Er zog nach New York und wurde Meisterschüler bei Perlmann.

Vier Jahre habe er "alles etwas lockerer" angehen lassen, sagt Garrett, bevor er in die großen Konzertsäle zurückkehrte. "Wenn man jung ist, fragt einen keiner, was man wirklich möchte, und irgendwann kommt man dann an einen Punkt, wo man doch irgendwie Entscheidungen treffen möchte." Garrett hat sich für die Geige entschieden. "Man muss suchen, was gut ist und was noch nicht da ist - also nach sich selbst."

Dorothea Hülsmeier[dpa]

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