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Salzburg: Erste Flimm-Festspiele

Erfolg auch ohne viele Höhepunkte - so könnte kurz gefasst das Fazit zu den Salzburger Festspielen lauten. Trotz der Absage der Sopranistin Anna Netrebko konnte Festivalleiter Jürgen Flimm das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Festwochen verbuchen.

Am Ende der Bilanzpressekonferenz standen ihm Tränen in den Augen. Intendant Jürgen Flimm (66) war - äußerlich - rundherum zufrieden. Immerhin haben die Salzburger Festspiele 2007, die heute zu Ende gegangen sind, das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Festwochen eingespielt. Zwar äußerte sich die Kritik über den künstlerischen Wert der ersten reinen Flimm-Festspiele nicht gerade euphorisch. Die Medien beklagten zu wenige Höhepunkte bei dem fünfwöchigen Kulturspektakel, doch die Zuschauer kümmerte es wenig: Mit einer Auslastung von durchschnittlich 94 Prozent und dem zweitbesten Verkaufsergebnis seiner Festivalgeschichte nach dem konkurrenzlosen Mozartjahr 2006 konnten die Organisatoren mehr als zufrieden sein.

Auch wenn hinter der finanziellen Zukunft des 50-Millionen-Euro Spektakels angesichts stockender Subventionen weiter ein Fragezeichen steht. Ginge es nach den Schlagzeilen, so würde das Festspieljahr 2007 als das, der dramatischen Absagen in die Geschichte eingehen: Gleich fünf Weltstars blieben der Mozartstadt aus den unterschiedlichsten Gründen fern. Doch empört war die Festspielleitung nur über die kurzfristige und umstrittene Absage der Sopranistin Anna Netrebko für "Stabat mater".

Ärger über Netrebko - Verständnis für Villazon

Verständnis gab es dagegen für den erschöpften Startenor Rolando Villazon. Doch Flimm konnte mit der in Salzburg bereits gefeierten Christine Schäfer und dem Countertenor Andreas Scholl sofort Sänger verpflichten, die weit mehr als nur Ersatz für die Medienstars waren. Das Publikum jubelte - und die Kritik war zufrieden. Wer in Salzburg singen darf, ist niemals "Ersatz", meinte deshalb auch Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler, und Flimm pflichtete ihr bei. Allein Salzburg sei der Star, meinte Rabl-Stadler, und wer hier singen dürfe, könne sich glücklich schätzen. Dennoch, so kündigte Flimm an, sollten Netrebko und Villazon auch im kommenden Jahr wieder in Salzburg singen.

Weniger glücklich waren viele dennoch mit den von Flimm zu verantwortenden Opernaufführungen. Zu wenig Mozart und kein Richard Strauss, beklagten die Medien. Berlioz "Benvenuto Cellini" in der Inszenierung des Berliner Regie-Quereinsteigers Philipp Stölzl fiel als"Effekthascherei" bei der Kritik ebenso durch wie Carl Maria von Webers "Freischütz", den der deutsche Regisseur Falk Richter gegen den Strich gebürstet hatte. Freundlich aufgenommen wurde dagegen die selten gespielte Haydn-Oper "Armida" unter der Stabführung von Ivor Bolton. Und Tschaikowskys "Eugen Onegin", von Andrea Breth inszeniert, war unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim ein umjubelter Erfolg.

Barenboim als unumstrittener Star

Auch die Wiederaufnahme des "Figaro" begeisterte. Überhaupt wurde Daniel Barenboim zum unumstrittenen Star der Salzburger Festspiele 2007. Mit seinem "West-Eastern-Divan Orchestra" sorgte er für den Höhepunkt des Festivals. Das junge Orchester, das sich überwiegend aus israelisch-jüdischen und arabischen Musikern zusammensetzt, fesselte die Zuhörer bei jedem seiner drei öffentlichen Konzerte und öffentlichen Proben. Es bewies, dass Barenboim mit dem "Diwan" nicht nur ein großartiges politisches Experiment gelungen ist. Er hat auch ein virtuoses Orchester zusammengestellt, das die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen mitriss.

Viel Lob gab es insgesamt für den neuen Konzertchef der Festspiele, Markus Hinterhäuser. Er habe durch seine Auswahl für den Konzertsaal Offenheit und Experimentierfreude demonstriert, die ein so renommiertes Festival dringend nötig hat. Weniger Lob gab es dagegen für den neuen Schauspielchef Thomas Oberender, dessen Festspielprogramm etwa die Wiener "Presse" alles in allem als "schlicht besseres Stadttheater" abtat.

Insgesamt, so fand die Kritik nach fünf Festwochen, sei das Festival vor allem "unaufgeregt professionell" verlaufen. Nach dem Riesenspektakel der Festspiele im Mozartjahr 2006 war das aber vielleicht auch nötig. (mit dpa)

Christian Fürst[dpa]

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