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Hitparade: Eine "postmaterialistische" Botschaft

Du musst nicht alles besitzen, du brauchst diesen ganzen Konsumschrott nicht, es gibt Wichtigeres im Leben, zum Beispiel Liebe. Das sagen die Pet Shop Boys. Diese Woche sind sie auf Platz 3 mit "Yes".

Am Mittwoch haben die Pet Shop Boys sicher ihre Freude gehabt. Und das hat indirekt mit ihrem Song „Love etc.“ zu tun. „Love etc.“, sagen Chris Lowe und Neil Tennant in Interviews, sei eine „postmaterialistische“ Botschaft, die sagt: Du musst nicht alles besitzen, du brauchst diesen ganzen Konsumschrott nicht, es gibt Wichtigeres im Leben, zum Beispiel Liebe. Das ist wahr, aber natürlich auch leicht gesagt von zwei klugen Herren um die 50, die schon so manches genossen haben. Unerwartete Hilfe bei dem Versuch, ihre These in die Tat umzusetzen, bekommen die Pet Shop Boys seit Mittwoch ausgerechnet von dem Online-Händler Amazon, der zur Einführung seines Download-Portals in Deutschland 2000 Alben für einen Preis verkauft, der alles unterbietet, was bislang auf dem digitalen Markt üblich war. Bei 4,89 Euro nähert sich der Preis allmählich dem gefühlten Wert eines Albums – und die Musik selbst nähert sich der Postmaterialität. Erst existiert sie „physisch“ nicht mehr als CD, nun kostet sie auch praktisch nichts mehr.

Im Grunde hört man sich gerade eingängige Songs wie „Love etc.“ so lange an, bis sie tot sind. Danach stehen sie im Regal. Wie viele Musikfreunde ersticken in ihren Wohnungen, weil sie voll gestellt sind mit Tonnen von Tonträgern, von denen sie, das geben sie unumwunden zu, die meisten seit Jahrzehnten nicht gehört haben? Selten wird deutlicher, dass Besitz belastet, als an dem Tag, da so jemand umzieht. Erst wer es schafft, den kindischen Affekt des Haben-Wollens zu überwinden, kann befreit aufatmen. Manche Leute, wie Rob Fleming, Hauptfigur in Nick Hornbys Roman „High Fidelity“, kriegen ihre Plattensammlung nicht geordnet, weil sie eigentlich ihr Leben nicht sortiert bekommen. In Zukunft genügt es, von Zeit zu Zeit die Festplatte zu defragmentieren. Das ist vielleicht nicht mehr romantisch, aber sehr zeitgemäß und außerdem ressourcenschonend. 

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Ralph Geisenhanslüke

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