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Konzertkritik: Dizzee Rascal im Astra

Das HipHop-Techno-Gemisch von Dizzee Rascal ist instabil, aber hochinfektiös. Rascals Kugelblitz-Energie lässt eine bis zur Erschöpfung hüpfende Menge zurück.

Mit dem Niedergang des HipHop als solchem ist auch das HipHop-Konzert weitgehend von der Bildfläche verschwunden. An sich kein Verlust, waren selbst Auftritte berühmter Künstler häufig ernüchternd: goldkettenbehängte Typen in Freizeitklamotten, die sich zur Musikkonserve eines DJs gegenseitig ins Wort fallen und mit den Armen rumfuchteln. Wie man aus dieser limitierten Versuchsanordnung noch Funken schlagen kann, beweist Dizzee Rascal im gut besuchten Astra.

Er und sein Adlatus Smurfie Syco werfen sich in atemloser Call-and-Response-Technik die Reime an den Kopf, verknoten Arme und Beine und animieren das Publikum zu Mitgröhl-Wettbewerben. Soweit Business as usual. Was die Performance des 24-jährigen Briten zu etwas Besonderem macht, ist die schiere Kugelblitz-Energie, mit der er über die Bühne fegt. Und natürlich die Musik, die von DJ Semtex kundig zusammengemischt wird.

Rascal, der aus prekären Londoner East-End-Verhältnissen stammt und mit 17 ein bahnbrechendes Debütalbum veröffentlichte, schert sich einen Dreck um die Reinheitsgebote des Genres. Sein mit exotischen Elementen aus Raggamuffin, Kwaito oder Calypso angereichertes HipHop-Techno-Gemisch ist instabil, aber hochinfektiös. Sein diesjähriger Sommerhit „Bonkers“ ist ein Clubmonster mit Synthiebässen von Wände einreißender Wucht. Mit ihm quetscht Dizzee Rascal am Ende der 70-minütigen Tanzschaffe die letzten Schweißtropfen aus einer mit Gummibeinen hüpfenden Menge. Mission erfüllt.

Jörg W, er

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