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Konzertkritik: Ray Bonneville im Berlin Guitars

Aus den besten Einflüssen hat Bonnville seinen ganz eigenen Songwriter-Erzählstil entwickelt - und der groovt ganz ungeheuerlich.

Zuerst ist Rhythmus. Ein starker Daumen der rechten Hand klopft einen Bass auf jeden Beat und der Zeigefinger spielt ein melodisches Riff dagegen. Die Finger der linken Hand formen einen Akkord, hämmern einzelne Töne drauf oder ziehen sie ab, schieben leichtes Tremolo vor die Bünde. Ein schmutzig schlickig sumpfender Groove. Es klingt nach "Louisiana Swamps" und ein bisschen nach Tony Joe White, ein bisschen nach J.J. Cale, ist aber doch der ureigene Sound des in den USA lebenden Kanadiers Ray Bonneville.

Seine alte Gibson "Melody Maker" mit zwei nachträglich eingebauten "P 90"- Single-Coil-Tonabnehmern schwirrt lässig, oder faucht und röhrt mit leichtem Hall durch einen kleinen Fender-Verstärker. Roher, leidenschaftlicher Blues jenseits des klassischen Zwölftaktschemas – simpel und aufrichtig. Dazu stampft der Singer/Songwriter mit seinen schwarzen Cowboystiefeln abwechselnd auf ein elektrisch verstärktes Trittbrett – Bumm-Tschack-Bumm-Tschak-Bumm-Tschak – singt seine schönen narrativen Songs mit gegerbter Stimme und bläst dazwischen eine beseelte Mundharmonika. Die Tonarten wechseln von zupackendem E-Dur zu fröhlichem C-Dur, wobei das Fingerpicking hier an den großen Mississippi John Hurt erinnert – bis zu verschiedenen Open Tunings, über die Bonneville zwischendrin ein schweres schwarzes Bottleneck schleift, was wiederum an Ry Cooder denken lässt.

Aus den besten Einflüssen hat Bonnville, der mit seinen graumelierten Haaren und einer randlosen Brille, Hemd mit Druckknöpfen, Jeans und Stiefel wirkt wie ein intellektueller Cowboy, seinen ganz eigenen Songwriter-Erzählstil entwickelt. Und der groovt ganz ungeheuerlich.

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